1916-06-29-DE-004
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Quelle: DE/PA-AA/R 20080
Zentraljournal: 1916-A-17267
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 06/29/1916 10:30 PM
Telegramm-Ankunft: 06/30/1916 02:50 AM
Praesentatsdatum: 06/30/1916 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 836
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Bukarest (Bussche-Haddenhausen) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Bukarest, den 29. Juni 1916

Telegraphierte ans Hauptquartier:

„Habe dem König die gewünschte Mitteilung gemacht. Seine Majestät äußerten, wir machen ja in Verdun gute Fortschritte (Thiaumont), die in Frankreich Eindruck zu machen schienen. Die Lage in der Bukowina mache auf ihn keinen Eindruck, wohl aber auf viele Rumänen. Sollten die Russen die Front wirklich durchbrechen und über die Karpathen kommen, was er nicht glaube, werde die Lage in Rumänien allerdings sehr schwierig werden, Es sei unverständlich, daß die Österreicher ihre so gut ausgebauten Stellungen an der Bukowina-Grenze nicht besser verteidigt hätten.

Seine Majestät gab zu, daß die Entente auf Rumänien gedrückt habe und sagte, das werde auch wohl noch öfter vorkommen. Griechenlands Behandlung habe auf viele rumänische Politiker großen Eindruck gemacht. Rumänien, dessen Lage viel günstiger sei, werde sich eine solche nicht gefallen lassen.

Bezüglich des russischen Einfalls in der Moldau erklärte mir der König, unter der Betonung daß diese Meinungsäußerung vertraulich sei, es sei ein russischer ballon d’essai und kein Versehen gewesen, die rumänischen Truppen, welche in den Zipfel gesandt seien, wären noch dort.

Als ich den König auf die ungleiche Behandlung der auf rumänisches Gebiet übergetretenen Russen und Österreich-Ungarn hinwies, sagte er, man würde letztere gleichfalls zurückgelassen haben, das sei aber nicht möglich gewesen, weil die Russen inzwischen die ganze Grenze besetzt hätten. Ganz unrecht hat der König nicht, die Lage war etwas anders. Ich sagte ihm, wie es nun werden würde, falls die Russen bei einem Vorgehen der Österreich-Ungarn in der Bukowina abgedrängt werden sollten. Der König entgegnete, sie würden sicher interniert werden.

Ich sagte Sr. Majestät dem König, daß mir Herr Bratianu erklärt hätte, er wolle neutral bleiben. Der König erwiderte mir, er sei überzeugt, daß Herr Bratianu dieses Bestreben hätte.“


[Bussche]



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