1916-07-18-DE-004
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Quelle: DE/PA-AA/R 20086
Zentraljournal: 1916-A-19512
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Praesentatsdatum: 07/23/1916 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 340
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Bukarest (Bussche-Haddenhausen) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht


Sinaia, den 18. Juli 1916

Herr Vintila Bratianu hat dieser Tage dem Grafen Waldburg gegenüber geäussert, die Nationalisten hätten in letzter Zeit immer deutlicher gezeigt, dass es ihnen immer mehr um innere Politik zu tun sein. Die russische Offensive habe früher begonnen als ausgemacht gewesen sei. Die Russen hätten einen stärkeren Widerstand von Seite der Oesterreicher erwartet; als sie aber bei ihrem ersten Vorstoss die Lage erkannt hätten, sei dieselbe ausgenützt. Die Offensive der Entente auf der Westfront habe dann auch früher eingesetzt. Für Rumänien würde die Lage erst dann kritisch, wenn die Russen nach Siebenbürgen vordringen würden. Bratianu glaubt nicht, dass der Krieg schon im Herbst zu Ende gehen werde, vielmehr sieht er noch einen Winterfeldzug voraus. Er glaubt auch nicht, dass der Vorstoss der Russen in die Bukowina in der Absicht erfolgt sei, Rumänien mitzureissen, sondern wie schon erwähnt, lediglich der dortigen schwachen Stellung der österreichischen Armee zu verdanken sei. Die Demobilisierung Griechenlands ist seiner Ansicht nach von der Entente verlangt worden, weil sie befürchtete, die griechische Armee werde demnächst gegen die Entente die Waffen ergreifen. Da die Wahlen erst im Herbst stattfänden und sich jetzt schon in der Armee eine ausgesprochene Antipathie gegen die Nationalisten kund gebe, so sei es nicht wahrscheinlich, dass dort in Bälde kriegerische Unternehmungen stattfinden würden. Die Ententetruppen hielten sich vielmehr dort auf, um Griechenland möglichst im Schach zu halten, damit es nicht gegen sie in den Krieg eingreift.

Bussche



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