1916-08-12-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R 20202
Zentraljournal: 1916-A.S.-2765
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 08/12/1916 07:10 PM
Telegramm-Ankunft: 08/12/1916 11:25 PM
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 327
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Sofia (Oberndorff) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Sofia, den 12. August 1916

Ganz geheim!

Oberstleutnant von Massow hat heute folgendes Telegramm an Großes Hauptquartier gesandt:

Sprach soeben mit Jekow und Kriegsminister. Übereinstimmend mit dem Kronprinzen und Herrn Radoslawow, die ich gestern sprach, schlagen sie folgendes vor:

„Angriff des rechten und linken bulgarischen Flügels gegen den mit Hauptkräften im Wardar stehenden Sarrail, noch bevor dieser zu dem mit Rumänien vereinbarten allgemeinen Angriff fertig. Gegenüber Griechenland ist diese Maßnahme der Bulgaren durch Sarrail‘s Angriff am 10. August hinlänglich begründet. Dennoch wird vorgeschlagen, gleichzeitig mit dem bulgarischen Angriff, durch uns ein Telegramm nach Athen zu schicken, daß Oberbefehl nach wie vor in deutscher Hand und daß sich Angriff nur gegen Entente und nicht gegen Leben und Gut griechischer Untertanen richtet.

Bulgaren erwarten von diesem Angriff, dem sie volle Aussicht auf guten Erfolg beimessen, Wirkung auf Bratianu’s endgültigen Entschluß, besonders, wenn es bis dahin Hindenburg gelingt, zu erfolgreichem Gegenangriff überzugehen.

Genügt dieses nicht, dann kurz befristetes Ultimatum an Rumänien, in dem mit Vormarsch der Bulgaren gedroht wird. Dieser Vormarsch in die Dobrudscha hätte spätestens zu erfolgen, sobald die ersten russischen Truppen die rumänische Grenze in Richtung Dobrudscha überschritten haben, weil dann Rumäniens Entschluß klar ist. General Jekow begibt sich heute Mittag von hier nach Üsküb. Bulgarisches Oberkommando ist fest entschlossen zu handeln, weil jeder Zeitverlust Rumäniens Vorbereitungen verstärkt.

Ich glaube daher, daß es nicht unbedenklich wäre, einen bulgarischen Entschluß aufzuhalten, der in das Gegenteil, das heißt, Anbahnung einer Verständigung mit Rumänien ausschlagen könnte. [Anm. Jagow: darin hat M. nicht recht!]

Jostoff ist durch den Kriegsminister für den Vorschlag gewonnen worden, das ist wegen seiner Beziehungen zur russophilen Partei sehr zu beachten und muß ausgenutzt werden.


[Oberndorff]



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