1916-09-09-DE-005
Deutsch :: de
Home: www.armenocide.net
Link: http://www.armenocide.net/armenocide/ArmGenDE.nsf/$$AllDocs/1916-09-09-DE-005
Quelle: /PA-AA/R 20098
Zentraljournal: 1916-A-24390
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 09/09/1916 08:00 AM
Telegramm-Ankunft: 09/09/1916 10:09 AM
Praesentatsdatum: 09/09/1916 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 666
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der AA-Vertreter im Großen Hauptquartier (Gruenau) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Pleß, den 9. September 1916

Abschrift.

Auf das mit Telegramm No. 662 {24165} mitgeteilteTelegramm des Feldmarschalls an Jekow hat dieser heute geantwortet:

„Mit den Vorschlägen Euerer Exzellenz betreffend Maßnahmen gegen griechische Truppen bin ich einverstanden.

1.) Den griechischen Truppen in Kavalle wird anheimgegeben werden, die Stadt zu verlassen und sich in das Innere des Landes weit von der Küste zu begeben. Vorgeschlagen werden die auf bulgarischem Gebiet liegenden Orte Nevrokop und Mechomija. Auch Drama liegt zu nahe der Küste, so daß die dortige griechische Besatzung gleichfalls zurückgezogen werden muß.

2.) Wir werden die griechischen Truppen von Drama und Seres verhindern, nach Cavalla zu rücken.

3.) Bisher wurde der Verkehr zwischen den einzelnen Gruppen des IV. griechischen Korps überwacht. Da diese Überwachung nicht sicher und wirksam ist, wird dieser Verkehr jetzt ganz unterbunden.

4.) Der Verkehr der Truppen mit Athen wird gleichfalls unterbrochen.

5.) Für die Verhandlungen werden wir deutsche Offiziere verwenden, in erster Linie den Major von Schweinitz.

Wir werden den Griechen sagen, daß die Maßnahmen den Schutz der griechischen Truppen vor Gewaltstreichen der Entente bezwecken.

Alle diese Maßnahmen sind bereits angeordnet. Trotzdem werden die griechischen Truppen, wo sie auch sind, eine Gefahr für uns bedeuten, wenn sie bewaffnet bleiben. Ferner möchte ich gerne die Meinung Euerer Exzellenz hören, welche Maßnahmen wir treffen sollen, wenn die griechischen Truppen in Cavalla sich weigern, unsere Vorschläge anzunehmen.

Nach den letzten Nachrichten verschanzen sich die Griechen in Cavalla und gehen mit ihrer Artillerie gegen uns in Stellung, so wie sie es früher in Drama getan gaben. Diese unnatürliche Lage, die ernste Gefahren in sich birgt, beunruhigt unsere Truppen, die nicht stark genug sind, die Küste zu verteidigen und sich gegen einen Feind in ihrem Rücken zu wehren. Selbst auf die Gefahr hin, die jetzt günstige Lage der Truppen der 2. Armee zu schädigen, werden wir alle Mittel anwenden, um den Griechen unsere freundschaftlichen Gesinnungen zu zeigen.

Darauf hat Feldmarschall heute Abend durch Oberst Gantschew nachstehendes Telegramm an Jekow gesandt:

„Die Nachrichten über die politischen Zustände in Griechenland lassen es als sicher erscheinen, daß Griechenland in kürzester Zeit in den Krieg gegen uns eintritt, die militärischen Maßnahmen der griechischen Truppen in Cavalla bestärken diesen Eindruck. Wir müssen daher, ohne noch Zeit zu verlieren, ausschließlich nach militärischen Rücksichten handeln. Ich schlage Euerer Exzellenz vor, dem griechischen Befehlshaber sofort die Aufforderung zu übermitteln, Cavalla zu räumen und mit allen Truppen den Abmarsch nach Norden anzutreten. Durch Bereitstellung bulgarischer Truppen und Geschütze um Cavalla ist der Forderung Nachdruck zu geben. Die Frist zur Annahme und Ausführung der Forderung ist so kurz zu bemessen, daß die Ententeflotte und Landungstruppen von den Griechen funkentelegraphisch nicht mehr herangerufen werden können. Bei Weigerung der Griechen müßte sofort das Feuer auf Cavalla eröffnet werden.

Wohin die Griechen geführt werden sollen, muß ich Euerer Exzellenz Entscheidung überlassen. Doch würde ich zunächst noch Belassen auf griechischem Boden vorziehen.“

Auf Ersuchen General Ludendorffs habe ich Telegrammwechsel Seiner Majestät vorgetragen, desgleichen Gantschew seinem König. Beide Majestäten haben vereinbart, daß bis zur äußersten Grenze auf gütlichem Wege versucht werden solle, die Griechen unschädlich zu machen, und erst dann zu Gewaltmaßregeln geschritten werden solle. König wünscht ausdrücklich, daß Schweinitz Verhandlungen führt. Entsprechendes Telegramm Gantschew’s geht eben an Jekow ab; Generalstab ist von mir gleichförmig benachrichtigt. Für den Fall, daß Verhandlungen scheitern, soll die Sache so dargestellt werden, daß die griechischen Truppen in Ostmazedonien, die venizelistisch sind, sich der Entente angeschlossen haben, und dadurch gegen ihren König aufständisch geworden sind. Ebenso wie Entente meuternde Truppen in Salonik entwaffnet hat, können wir in diesem Falle dasselbe tun.

Die ungünstigen Nachrichten, die Oberster Heeresleitung ein Zusammengehen der fraglichen griechischen Truppen mit Entente und ein Unternehmen der Entente gegen Cavalla als nahe bevorstehend erscheinen lassen, sind: Nach Osten gerichtete Verschanzung und Artillerieaufstellung in Drama, Artillerieaufstellung um Cavalla mit Front nach Norden, Abtransport der Zivilbevölkerung von Cavalla nach Thasos; ferner seit heute Schanzarbeiten bei Cavalla, Truppentransporte von der Strumamündung nach Osten.


[Grünau]



Copyright © 1995-2024 Wolfgang & Sigrid Gust (Ed.): www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved