1916-09-11-DE-005
Deutsch :: de
Home: www.armenocide.net
Link: http://www.armenocide.net/armenocide/ArmGenDE.nsf/$$AllDocs/1916-09-11-DE-005
Quelle: /PA-AA/R 20099
Zentraljournal: 1916-A-25029
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 09/11/1916
Praesentatsdatum: 09/15/1916 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 544
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Botschafter in außerordentlicher Mission in Konstantinopel (Wolff-Metternich) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht


Therapia, den 11. September 1916

Die Einnahme Tutrakans und Silistrias durch die vereinigte deutsch-bulgarische Armee hat hier tiefen Eindruck gemacht, der sich auch in den Äußerungen der hiesigen Presse kundgibt. Sämtliche türkischen Blätter geben ihrer großen Befriedigung über den schnellen Erfolg der Operationen gegen die Rumänen Ausdruck, indem sie dabei den Bulgaren wärmsten Beifall zollen. Auch das Regierungsblatt „Tanin“ hält mit seinen Glückwünschen dem früheren bulgarischen Erzfeinde gegenüber nicht zurück. Mit Genugtuung weist die Presse auf die bedeutende Tragweite der letzten Ereignisse in der Dobrudscha in moralischer und militärischer Beziehung hin, indem sie dabei ihrer Freude über die rasche und schwere Bestrafung des rumänischen Verrats Ausdruck gibt. Wie auf der einen Seite die hervorragenden militärischen Eigenschaften der Bulgaren gerechte Würdigung finden, so wird auf der anderen aus der so überaus raschen Ueberrennung der beiden Donaufestungen und aus dem schwachen Widerstande, den die Rumänen ihm entgegensetzten, auf das geringe Gewicht geschlossen, welches das rumänische Schwert in der Wagschale der Entente bedeute. Taswir-i-efkjar betont die deutsche Mitwirkung bei der Eroberung der Festung Tutrakan, indem er schreibt, diese sei keine Ueberraschung mehr gewesen, seitdem man gewußt habe, daß die Deutschen bei Beginn der Operationen in der Dobrudscha eingetroffen seien und Tutrakan bombardierten. Wenn die Deutschen ein Unternehmen erfolgreich durchführten, das sie mit besonderen Vorbereitungen eingeleitet hätten, so sei dies nur selbstverständlich. Ikdam schreibt, der Eintritt Rumäniens in den Krieg habe die Entente bereits in die schönsten Träume gewiegt: Russen und Rumänen würden, wie 1878, durch die Dobrudscha marschieren und Konstantinopel der Herrschaft des Islams entreissen. Das Gegenteil sei jetzt eingetreten; das rumänische Heer sei im Rücken bedroht.

P. Metternich



Copyright © 1995-2024 Wolfgang & Sigrid Gust (Ed.): www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved