1916-09-11-DE-007
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Quelle: /PA-AA/R 20105
Zentraljournal: 1916-A-28859
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 09/11/1916
Telegramm-Ankunft: 10/24/1916 01:00 PM
Praesentatsdatum: 10/23/1916 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 425
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Athen (Mirbach) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Athen, den 11. September 1916

aufgegeben Ochride, den 22. Oktober 1916


Für Chef des Generalstabes Feldheeres und Militärattaché Sofia:

Über Stand der Revolution Salonik berichtet geprüfter Agent von Anfang Oktober neuen Stils:

„Revolutionäres Komitee hatte im ganzen 1200 Mann zusammengebracht; Leute mit französischen Uniformen, nur griechischer Krone an Mütze, mit griechischen Mannlicher-Gewehren bewaffnet; werden als französische Soldaten betrachtet, müssen Erklärung unterschreiben, daß sie als Freiwillige in französische Armee eingetreten, bis Ende des Krieges sich verpflichten, französische Kriegsgesetze anerkennen, und dass Frankreich keine Verpflichtung gegen sie oder ihre Familie bei Verwundung habe. Eine ähnliche Erklärung müssen Offiziere unterschreiben. Soldaten 28 Centimes, Unteroffiziere 56 pro Ttag. …[Gruppe unverständlich]… griechische Offiziere stehen unter Befehl französischer Offiziere niederen Grades.

Von den 1200 Mann blieben schliesslich nur 324 übrig, welche nach Cypista bei Nigrita abrückten; die anderen rissen aus.

Revolutionäre wollten auch Kutzowallachen rekrutieren, weigerten sich, Zusammenstöße in Salonik und Umgebung; dabei Tote und Verwundete.

Einwohner Calcidice stellen sich jetzt in Salonik nachdem Revolutionäre mehrere Bauern aufgehängt und Häuser verbrannt. Leute flüchten bei erster Gelegenheit, oft mit Hilfe von Franzosen, die sich gern bestechen lassen.

Juden in Serres werden nicht rekrutiert!

Angaben werden durch andere Nachrichten bestätigt. Anzahl von Offizieren und Soldaten, die von Franzosen sehr schlecht behandelt werden, schon in Altgriechenland und Athen eingetroffen, verstecken sich aus Furcht vor Strafe. Trotzdem gehen noch kleine Trupps von Abenteurern und einigen Offizieren, durch hohe Geldversprechungen verlockt, zur Entente über. Ganze Bewegung aber, wie schon gemeldet, als gänzlich mißlungen zu betrachten.

Bezeichnend ist Begrüssung Venizelos’s bei Ankunft Salonik am 10. September durch Sarrail:

„Ich komme nicht, um die 3 Mitglieder der provisorischen Regierung, sondern die Männer zu begrüssen, welche mir ein Bataillon Freiwillige geschickt haben, und noch weitere schicken werden.“

Griechische Armee in Gesamtheit für König, wird tun, was König befiehlt, solange Armee durch Ententeforderungen nicht angetastet wird. Sollte König jedoch was ich nach eingehenden Gesprächen nicht annehmen kann, z.B. in eine Forderung der Entente der Entwaffnung der Armee willigen, würde König vollständig verlieren. König mir selbst zugab, dass er unserthalben Forderung aus angeführtem Grunde nicht annehmen könnte. Dann wäre Augenblick für Abreise Königs nach Larissa gekommen. Ob aber König diesen Plan gegebenenfalls ausführt, abhängt zum grossen Teil von Ereignissen auf Bulgarischem Westflügel; je weiter Sarrail vordringt, umso gewagter erscheint Ausführung des Planes, wenigstens für griechische Denkungsart.

Über letzte Ereignisse vergleiche Telegramme No. 272 und 274 Marineattachés. Neue Forderungen der Entente wohl mit Sicherheit zu erwarten. König aber bisher unbedingt für Weiterführung Neutralität.

Bitte um Meldung an Admiralstab.

Militärattaché Athen.


[Mirbach]



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