1916-09-13-DE-001
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Quelle: /PA-AA/R 20098
Zentraljournal: 1916-A-24871
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 09/13/1916 11:30 PM
Telegramm-Ankunft: 09/14/1916 01:45 AM
Praesentatsdatum: 09/14/1916 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 426
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Sofia (Oberndorff) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Sofia, den 13. September 1916

Freiherr von Schenk am 7. September aus Athen ausgewiesen, heute hier angekommen, berichtet, griechische Armee und Landbevölkerung zum weitaus größten Teil königstreu. König und Regierung entschlossen, die Neutralität trotz des zunehmenden Druckes der Entente bis zum äußersten zu halten. Der König wolle weder abdanken noch Venizelos berufen. Die Entente habe bis jetzt zwar mit allen Mitteln auf Aufgabe der Neutralität hingewirkt, sie sei aber nicht ausdrücklich verlangt sondern im Gegenteil als freier Entschluß Griechenlands hingestellt worden.

Ganz geheim: Nach Mitteilung Freiherrn von Schenks sei für den Fall allzuweitgehender Gewaltakte der Entente in militärischen Kreisen anscheinend mit stillschweigender Zulassung des Königs, eine Gegenrevolution in Aussicht genommen, auch bereits Waffendepots usw. errichtet. Freiherr von Schenk hält nicht für ausgeschlossen, daß in Extremität der König Athen und sich an die Spitze der Bewegung stellen könne.

Es sei vor allem wichtig, Reibungen zwischen Griechen und Bulgaren zu vermeiden, da solche die jetzige gute Stimmung jäh umschlagen könnten.

Bei hiesiger Nachrichtenstelle eingegangene Meldungen bestätigen, daß ganz Athen für den König sei und die Venizelisten ihren Einfluß verlieren. Der König habe die Beteiligung griechischer Offiziere und Venizelos für die Unabhängigkeitserklärung Mazedoniens öffentlich gebrandmarkt. In dem von der Entente besetzten Teil Mazedoniens würden Leute im Alter von 20 bis 45 Jahren angeworben, die als „Freiwillige“ für die Autonomie Mazedoniens kämpfen sollen; sie erhielten einen Tagelohn von 2 Franken. Die Haltung der Bevölkerung dazu sei noch unklar.


[Oberndorff]



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