1916-09-14-DE-003
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Quelle: /PA-AA/R 20101
Zentraljournal: 1916-A.S.-3454
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 09/29/1916 09:10 PM
Telegramm-Ankunft: 09/30/1916 02:00 AM
Praesentatsdatum: 09/30/1916 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 449
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Militärattaché in Athen (Falkenhausen) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Sofia, den 29. September 1916

Militärtelegramm Athen vom 14. September:

„Entente- und Venizelospresse verbreiten täglich schlimme Nachrichten über Lage griechischer Bevölkerung und Truppen in Ost- und Westmazedonien, um Volk aufzuhetzen. Häufige Nachrichten über wahre Lage durch griechischen Gesandten Sofia und Berlin an griechische Regierung dringend erwünscht.

Militärattaché Athen.

Um mir persönlich Urteil über Auffassung Lage durch König zu bilden, erbat ich 13. September Audienz und wurde sofort nach Tatoi befohlen. Wurde vor Audienz von Königin empfangen, erfuhr, daß König Unterschied zwischen feiwilligem und erzwungenem Heraustritt machen zu können glaube. Entwickelte darauf König militärische Lage, bewies, daß Eingreifen Griechenland an Seite Entente militärisch kaum Einfluß haben würde, daß es für uns ganz gleichgültig sei, ob Eingreifen freiwillig oder gezwungen erfolge, daß aber Griechenland und Dynastie sich durch Anschluß an Entente selbst Grab graben würde. Wir würden auch Teilmobilmachung, die sich ja nur gegen uns richten könne, sicher als feindlichen Akt auffassen und entsprechende Maßregeln treffen.

König erkannte meine Ausführung an, entwickelte, daß sein Heraustreten eigentlich nur moralischen Wert für Entente haben würde, da Griechenland mindestens 2 Monate zur Mobilimachung brauche. Antwortete, daß solche Erwägungen König in Neutralitätspolitik bestärken müßten, für uns aber nur Tatsachen ausschlaggebend sein könnten.

König versicherte, Neutralitätspolitik fortsetzen zu wollen, selbst wenn Entente landete, stand auch dem Plane einer Abreise nach Larissa, um von dort der Entente Bedingungen zu machen, nicht mehr ganz ablehnend gegenüber, nachdem ich ihm sein Schicksal als Gefangener der Entente ausgemalt hatte.

König schloß Audienz mit den Worten: Ich will der Entente auch nicht den moralischen Erfolg des Heraustretens Griechenlands aus der Neutralität gönnen.

König war an diesem Tage körperlich und geistig sehr frisch und ist selbst wohl von der Notwendigkeit, Neutralität beizubehalten, überzeugt. Ob König seine Absichten durchführen kann, hängst davon ab, ob er bei neuem Kabinett notwendige Unterstützung findet, ob neue deutsche Erfolge ihn stärken und ob sein Gesundheitszustand, der anscheinend großen Einfluß auf Entschlußkraft Königs hat, gut bleibt. Augenblicklicher Gesundheitszustand sehr wechselnd.

Militärattaché Athen.“

Gleichlautend an Großes Hauptquartier.


[Oberndorff]



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