1916-10-07-DE-002
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Quelle: /PA-AA/R 20102
Zentraljournal: 1916-A-27492
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Praesentatsdatum: 10/10/1916 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 617
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der geschäftsführende Erste Sekretär in Konstantinopel (Radowitz) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht


Therapia, den 7. Oktober 1916

Abschrift.

pp.

Der Kongreß der Partei Einheit und Fortschritt wurde durch seinen Präsidenten, den Großvezier Prinz Said Halim, mit einer würdigen kurzen Rede geschlossen. Vorher nahm Kriegsminister Enver Pascha zu einer längeren aufmerksam vernommenen und zum Schluß von starkem Beifall begleiteten Rede das Wort. Der Kriegsminister entwickelt eingehend die türkischen Kriegsziele: das Bestreben der Türkei nach Unabhängigkeit. Die Tatsache, daß sie diese Unabhängigkeit nur mit den siegreichen Zentralmächten, denen die Türkei sich rückhaltlos anschloß, erringen kann. Enver Pascha führte aus, daß der Weltkrieg nicht im Kaukasus oder am Suezkanal, sondern im Osten und Westen Europas seine Entscheidung finden werde. Zur Erreichung dieses höchsten Kriegszweckes habe die Türkei Hilfstruppen gestellt. Er erwähnte mit Stolz, wie diese Truppen neben den treuen Verbündeten die Ehre des osmanischen Kriegergeistes hochhalten und wie die glückliche Verschmelzung sich später zum Bindeglied und einem besseren Verständnis zwischen den Alliierten ausgestalten muß.

Enver Pascha ging mit Einzelheiten auf die beispiellosen Offensivschlachten der Gegner im Osten und Westen ein. Er erblickt in diesem Vorgehen der Feinde ein wichtiges Zeichen seiner Schwäche.

Zur Vervollständigung sei noch hinzugefügt, daß der Großvezier am Nachmittag des 6. Oktober für die Mitglieder des Kongresses ein Gartenfest in seinem Konak von Jenikeuy am Bosporus veranstaltete.


[von Radowitz.]



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