1916-10-15-DE-002
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Quelle: /PA-AA/R 20103
Zentraljournal: 1916-A.S.-3711
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 10/15/1916 11:59 PM
Telegramm-Ankunft: 10/16/1916 02:55 AM
Praesentatsdatum: 10/16/1916 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 833
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der AA-Vertreter im Großen Hauptquartier (Gruenau) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Pleß, den 15. Oktober 1916

Abschrift.

Nachstehende Telegramme aus Athen sind heute abend hier eingegangen und erst kurz vor Abreise fertig geworden. Die Telegramme wurden durch einen griechischen Oberstleutnant durch unsere Linien gebracht, der dem Nachrichtenoffizier mündlich bestellte, daß die Königin auf ihr Telegramm an Seine Majestät umgehend Antwort erbittet. Der griechische Oberstleutnant kehrt Montag abend nach Griechenland zurück. Das Telegramm der Königin konnte noch auf der Bahn mit Seiner Majestät und Feldmarschall besprochen werden, der zustimmendes Antworttelegramm aufsetzen und rechtzeitig absenden wird. Vielleicht können sich Ew. Exzellenz mit Feldmarschall noch vorher in Verbindung setzen. Ein Teil konnte hier nicht entziffert werden. Die Zahlen werden an Chiffrierbureau weitergegeben. Ich darf von Athen erbetene Benachrichtigung Admiralstabs anheimstellen.

Hier die Texte: „Nr. 422. Ihre Majestät die Königin bittet nachstehendes Telegramm sofort Seiner Majestät dem Kaiser zu übermitteln:

Athen, 3. Oktober. Die letzten Tage waren wieder schwer, sind aber jetzt glücklich überwunden. Tino bleibt Gottseidank trotz aller Pression der Entente fest. Das Volk steht hinter ihm. Die Revolution ist kläglich mißglückt. Natürlich müssen wir dauernd mit neuen Forderungen und Gewaltmaßregeln der Entente rechnen. Tino wird sich auch diesen widersetzen, falls passiver Widerstand nichts mehr nützt oder die Entente einen Gewaltstreich versuchen sollte, scheint Tino entschlossen, seine Truppen in Thessalien zusammenzuziehen und dann seinerseits Forderungen an die Entente zu stellen. Dieser Entschluß würde Tino natürlich sehr erleichtert werden, wenn gegebenenfalls eine unmittelbare Anlehnung an deutsch-bulgarische Truppen in West-Mazedonien möglich wäre. Die Geldfrage spielt in unserer jetzigen Lage eine entscheidende Rolle. Sofortige Hilfe, die nur von Dir kommen kann, ist dringend notwendig, da der Staat schon jetzt mittellos und bereits die nächste Gehaltszahlung an die Armee und Beamten unmöglich ist. Das fällt bei der Teuerung und der wohl zu erwartenden Blockade doppelt in die Wagschale.

Ich bitte Dich inständigst, hilf uns auch diesmal, damit all das Schwere, das wir hier durchgemacht haben, nicht vergeblich war und Tino seine Politik bis zurm glücklichen Ende durchführen kann.

Am …(Gruppe fehlte) und schnellsten würden wir aus unserer verzweifelten und gefährlichen lage gerettet durch einen starken und schnellen Angriff gegen Sarrail. Erflehe nochmals Deine schnelle Hilfe. Alle Verbindungen mit Deutschland sind abgeschnitten.

Dieses Telegramm geht durch Vertrauensmann zu deutsch-bulgarischen Vorposten Richtung Monastir, wo Vertrauensmann Antwort abwartet.

In treuestem Gedenken mit vielen Grüßen auch von Tino


Sophie

Militärattaché Athen.

Nr. 423 vom 3.10.

Für Chef des Generalstabes des Feldheeres.

Telegramm Nr. 14797 P erst 30. September erhalten. Hinzufügte, hiesiger Lage entsprechend, daß König als Soldat am besten unsere günstige militärische Lage beurteilen könne, und daher als Politiker von neuem in Überzeugung bestärkt werden würde, daß Neutralität für Griechenland einzig mögliche Politik sei, um sich aus Krallen der Entente zu retten, zumal Rumänien im Begriff, selbes Schicksal wie Serbien und Montenegro zu erleiden.

König empfing mich 2. Oktober. Ergebnis der Audienz war: König offenbar fest entschlossen, Neutralitätspolitik fortzusetzen, sich dazu von jetziger Regierung, bei der er nur teilweise Unterstützung findet, sehr bald zu trennen. Mit dem Gedanken, bei zu starker Pression oder einem Gewaltstreich der Entente Truppen in Thessalien zusammenzuziehen und Athen zu verlassen, beschäftigt sich der König sehr, findet jetzt hierbei erheblich größere Unterstützung als früher, besonders bei jetzigem Minister des Innern Roufos.

Falls Plan zur Ausführung kommen und Entente nicht Forderungen Königs, in Zukunft alle Pressionen zu unterlassen, eingehen sollte, wird König zum offenen Anschluß gezwungen sein; König hofft dann bestimmt auf nötige Unterstützung. Stellung Königs an und für sich sehr stark; ganzes Volk steht hinter ihm. Aber König muß eine Parole ausgeben, damit Volk nicht wankend wird. Hinwies König darauf besonders. Proklamation scheint vorbereitet zu werden.

Von größter Wichtigkeit für weitere Entschlüsse Königs scheint Finanzfrage. Staat ist fast mittellos. Nächste Gehaltzahlung an Armee und Beamte kaum möglich. Schnelle Unterstützung, die nur von uns kommen kann, dringend erforderlich, am besten in direkter Verhandlung mit griechischem Gesandten in Berlin. Zumessen in kleinen Raten garantiert, daß Geld keineswegs gegen uns verwendet wird. Sämtliche Kreise hoffen immer noch auf Erscheinen deutscher Truppen in Mazedonien und Fortsetzung Angriffs gegen Sarrail. Das wäre selbstverständlich einfachste Lösung ganzer Frage. Jedenfalls würde Erscheinen auch nur einer deutschen Division in Florinagegend König und Volk sehr stärken.

Revolution auch weiter gescheitert. Über Kreta noch keine einwandfreien Nachrichten. jedenfalls große Bewegung gegen Revolution. Von Venizelos geplante Absendung Infanterie-Regiments 14, das zunächst durch falsche Vorspiegelung größtenteils gewonnen war, von Canea nach Salonik scheiterte, Leute schließen sich wieder Anhängern Königs an. Jedenfalls wird es Venizelos nicht gelingen, eine nennenswerte Zahl von Truppen aufzustellen.

Weiteres S. Telegramm 269 Marineattaché.

Bitte um Mitteilung an Admiralstab.

Marineattaché Athen.

Nr. 586 vom 4/10.

Neben allen anderen Sorgen ist die finanzielle Beklemmung für Griechenland wieder einmal besonders fühlbar geworden. Ein auch nur notdürftig gesunder laufender Staats.... (Gruppe unverständlich) [AA: haushalt?] erscheint kaum noch gesichert. Besonders bedrohlich ist, daß eventuelles Ausbleiben Gehaltszahlung zweifellos vermehrten Abmarsch ins venizelistische Lager zur Folge haben wird.

Gunaris hat mich nun gestern abend durch Baltazzi sondieren lassen, ob wir etwa finanziell helfend einspringen könnten. Eine bestimmte Summe konnte oder wollte er mir nicht nennen. Ich habe geantwortet, daß ich mich der Weitergabe dieses Wunsches zwar nicht entziehen wolle, ich müsse aber anheimstellen, in erster Linie Theotoky mit der Angelegenheit zu befassen, da es sich um ein ausschließlich griechisches Interesse handle und Theotoky sich überdies bezüglich der telegraphischen Verkehrsmöglichkeiten im Vergleich zu mir bekanntlich bevorzugter Behandlung erfreue.

Ferner habe ich Baltazzi keinen Zweifel darüber gelassen, daß wir bezüglich des ferneren und dauernden politischen Wohlverhaltens Griechenlands doch wohl positive Garantien haben müßten, ehe wir dem Gedanken einer finanziellen Unterstützung eventuell nähertreten könnten.


[Graf Mirbach]

Abschrift zu A.S. 3711. 3721.

Sofort! Muß bis heute nachm. 4 Uh in Pleß sein.

Telegramm offen Hughes.

Generalstab des Feldheeres Abteilung III b, Pleß: Bitte dem griechischen Oberstleutnant nachstehende Ziffern für Kaiserlichen Gesandten Athen mitzugeben:

(Den folgenden Text in Ziffern für Athen:)

Für Graf Mirbach Nr. 673. Antwort auf Telegramm Nr. 586.

Für Seine Majestät den König zur Weitergabe an Nationalbank.

„Den durch Gesandten Theotoky erbetenen weiteren Kredit von vierzig Millionen Mark habe ich der Nationalbank für Rechnung der griechischen Regierung zu denselben Bedingungen eingeräumt wie die beiden früheren Kredite von je vierzig Tausend Mark. Bankhaus S. Bleichröder.“

Wir sind falls König der Entente widersteht, auch zu weiteren finanziellen Leistungen bereits.


Jagow.

(bis hierher in Ziffern für Athen)

Offen: Jagow


Pleß, den 16. Oktober 1916

Nr. 834a.

Abschrift.

Im Anschluß an Telegramm Nr. 833 a {A.S: 3711}.

General Ludendorff läßt telegraphieren: Auf 422 aus Athen.

Folgendes Telegramm Seiner Majestät des Kaisers geht heute unter Nr. 78 an Gesandtschaft Athen ab:

„Ihrer Majestät der Königin der Hellenen. Dein Telegramm vom 3. Oktober am 15. erhalten. Ich fühle mit Euch in Euerer schweren Bedrängnis. Die bulgarische Armee in Westmazedonien ist und wird verstärkt durch deutsche und österreichische Truppen und untersteht dem deutschen General von Winckler, dieser wiederum dem General von Below, der die 11. und 1. bulgarische Armee kommandiert. Geld werde ich Euch zur Verfügung stellen und das nähere mit Theotoky vereinbaren lassen. Angriffe der Entente auf unsere Stellungen südlich Monastir sind gescheitert, ein griechischer Vormarsch von Larissa her im Rücken der Ententearmee kann den Krieg entscheiden.

Gegen Rumänien gute Fortschritte.

Siebenbürgen ist wieder befreit.

Gott schütze Euch!


Dein treuer Bruder

Wilhelm.“


Ich darf wohl annehmen, daß Euere Exzellenz wegen der Geldunterstützung das Erforderliche umgehend veranlassen werden und bitte um Orientierung darüber.

Telegramm für Athen müssen bis heute 11 Uhr abends bei Nachrichtenoffizier der Heeresgruppe Below in Uesküb sein.


Nr. 15114 P. Auswärtiges Amt.



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