1916-10-24-DE-002
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Quelle: /PA-AA/R 20105
Zentraljournal: 1916-A-28871
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Praesentatsdatum: 10/25/1916 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 183
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der AA-Vertreter im Großen Hauptquartier (Gruenau) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht


Pleß, den 24. Oktober 1916

2 Anlagen.

Aus Anlaß des in Abschrift gehorsamst beigefügten bulgarischen Heeresberichts vom 22. d.M. hat die Oberste Heeresleitung in dem abschriftlich ferner anliegenden Schreiben an Oberstleutnant von Massow auf die Notwendigkeit hingewiesen, daß die Mitwirkung der deutschen und auch der türkischen Truppen in den bulgarischen Heeresberichten gebührend hervorgehoben wird.

General Ludendorff hat mir gegenüber zum Ausdruck gebracht, daß es bei den deutschen Truppen Verstimmungen erwecken muß, wenn die bulgarischen Heeresberichte über ihre Leistungen hinweggehen. Da diese Heeresberichte der Genehmigung des Ministerpräsidenten Radoslawow unterliegen, so wäre es erwünscht, wenn auch auf diplomatischem Wege zwecks Änderung der Berichterstattung eingewirkt werden würde.

Euere Exzellenz darf ich hiernach die Veranlassung des Weiteren gehorsamst anheimstellen und bitten, mich von dem Ergebnis der in Sofia unternommenen Schritte hochgeneigtest in Kenntnis setzen zu wollen.


Grünau


Anlage 1

Abschrift.

Bulgarischer Heeresbericht vom 22. Oktober.

Mazedonische Front:


Keine Änderung der Lage. Zwischen dem Prespasee und der Cerna schwaches Artilleriefeuer. Im Gernabogen entwickelt sich der von uns unternommene Gegenangriff erfolgreich. Wir schlugen einen schwachen Angriff gegen das Dorf Tarnowo ab. Im Moglenicatal und auf beiden Seiten der Wardar schaches Artilleriefeuer. Am Fuß der Belasica Planina und an der Strumafront stellenweise schwaches Geschützfeuer und Gefecht zwischen Aufklärungsabteilungen. An der ägäischen Küste beschoß der Feind die Höhen bei Orfano und Leftera.

Rumänische Front:

An der Donaufront bei Kladowo und Silistria Beschießung von beiden Seiten. In der Dobrudscha brachen wir endgültig den Widerstand des Feindes auf seiner Hauptstellung. Die stark befestigten Punkte Cobadinu und Topraisar sind in unserem Besitzt. Der Feind erlitt bei der Niederlage schwere Verluste und befindet sich im vollen Rückzuge. Unsere Truppen verfolgten ihn und unser rechter Flügel besetzte das Dort Tekirgiol und kam bis etwa 10 km südlich von Constantza. Die bisher bekannte Beute beträgt 8 Kanonen, 20 Maschinengewehre und vieles anderes Kriegsmaterial. Wir machten noch 200 weitere Gefangene. An der Küste des Schwarzen Meeres Ruhe.

Anlage 2

Abschrift. 15225 P.

Telegramm an Oberstleutnant v. Massow Sofia

Bulgarische Heeresberichte erwähnen nie eine Mitwirkung deutscher Truppen, trotzdem bulgarische O.H.L Unterstützung durch deutsche Truppen mehr als dringend verlangt. Besonders auffallend ist diese Unterlassung u.a. im Heeresbericht vom 22. Oktober, der doppelten Anlaß zur Erwähnung hatte, nachdem die kritische Lage im Cernabogen durch deutsche Truppen wiederhergestellt worden ist und die Erfolge in der Dobrudscha noch in erster Linie durch den Vorwärtsdrang des rechten Flügels, auf dem die deutschen Truppen vereinigt waren, errungen sind.

Ich halte es aus politischen und militärischen Gründen für dringend geboten, daß die Mitwirkung der deutschen und auch der türkischen Truppen in den Heeresberichten aufgeführt wird. Anderenfalls müßte ich meine Heeresberichte ändern.

Oberst Gantschew sagte mir heute, daß in Bulgarien die Ansicht herrsche, wir unterstützten Bulgarien nicht genug. Wenn die Bevölkerung nicht erfährt, was wir alles für Bulgarien tun, so kann man sich hierüber nicht wundern.

Ich halte es daher für unabweisbar erforderlich, daß Bulgarien in erster Stelle durch die Heeresberichte aufgeklärt wird. Auch muß die bevorstehende Sobranje-Tagung dazu Veranlassung geben.

[Ludendorff]



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