Vertraulich!
Wie ich gemeldet habe, war der erste Eindruck, den der Verlust Bitoljas (Monastirs) hier machte, ein sehr peinlicher. Auch der Regierung schien die Situation zunächst etwas unheimlich, sie fürchtete eine üble Rückwirkung auf die Stimmung in der Armee und in politischen Kreisen, namentlich bei den Mazedoniern. Dazu kamen unerquickliche gegenseitige Vorwürfe und Reibereien. Von deutscher Seite tönte es immer lauter, einzelne bulgarische Regimenter hätten völlig versagt und ihre deutschen Kameraden im Stiche gelassen. Während die Bulgaren - wohl auch hohe und höchste - zu verstehen gaben, wenn die Deutschen ihre Bündnispflichten genauer erfüllt und mehr Artillerie und Munition geschickt hätten, wäre das ganze Unglück nicht geschehen.
Glücklicherweise hat sich, unter der Wirkung der guten Nachrichten aus Rumänien, diese kritische Stimmung bald wieder verflüchtigt, hoffentlich ohne dauernde Spuren zu hinterlassen.
Ich hatte sofort den Pressedirektor aufgesucht und fand ihn, zwar persönlich etwas erregt über die gegen die bulgarische Armee gerichteten Vorwürfe, aber vernünftig in den Folgerungen, die er aus der Lage zog. Der von ihm ausgegebenen Losung entsprechend, haben die Blätter sich auch redlich bemüht, die Bedeutung des Verlustes möglichst herabzusetzen und darauf hinzuweisen, daß die Entscheidung in Rumänien liege. Einen bescheidenen Wink an die Adresse der Verbündeten haben sich nur die oppositionellen Organe „Mir“ und „Preporetz“ gestattet.
Eine Sammlung von Pressestimmen ist im Ausschnitt aus dem „Echo de Bulgarie“ beigefügt [hier nicht wiedergegeben].
In der Sobranje ist die Regierung, bis jetzt wenigstens, von lästigen Anfragen verschont geblieben: die erste Sitzung, die nach dem Falle Monastirs stattfand, wurde zum Zeichen der Trauer für weiland Seine Majestät Kaiser Franz Josef sofort wieder geschlossen, und inzwischen haben die Geister Zeit gehabt, sich etwas zu beruhigen.