1916-11-29-DE-001
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Quelle: /PA-AA/R 20109
Zentraljournal: 1916-A-32862
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 11/29/1916 08:15 AM
Praesentatsdatum: 12/04/1916 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 1767
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Militärattaché in Sofia (Massow) an die Oberste Heeresleitung

Telegraphischer Bericht


Aus dem Felde, den 29. November 1916

Mario Passarge Drama drahtet: „Über die aus Stockholm gemeldete Abreise des russischen Gesandten aus Athen und über die wahrscheinliche Folge der Ententekollegen erhalte ich aus diplomatischer Quelle die folgenden Erklärungen: Noch bevor unsere Ausweisung erfolgte und als man von der Absicht der Entente erfuhr, die Auslieferung der Waffen zu fordern, verlautet gerüchtweise, daß die Ententegesandten bei Abweisung ihrer Forderungen Athen verlassen würden, wahrscheinlich hängt unsere plötzliche Ausweisung damit zusammen. Denn die Entente war wohl davon informiert, daß ihre Forderung vom griechischen Volk nicht angenommen werden würde und sie hat sich davon überzeugt, daß mit den gewöhnlichen Machtmitteln nichts zu erreichen ist. Der Plan einer Abreise der Ententegesandten war also schon gefaßt und nur aus diesem Grunde hat man die Ausweisung von uns verlangt. Denn man wollte natürlich vermeiden, daß die Gesandten der Zentralmächte allein in Athen blieben. Bestätigt sich die Meldung der Abreise, so scheint freilich das zusammengeballte Gewitter über Griechenland sich endgültig entladen zu sollen. Denn wenn die Ententegesandten nicht mehr in Athen sein wollen, ist das ein Zeichen, daß sie nicht Zeugen von Szenen sein wollen, die ihnen unangenehm sein würden. Ganz klar sind die Endabsichten doch nicht zu übersehen. Es stimmt, daß Briand ein Telegramm an den König sandte, aber ich kann versichern, daß dieses Telegramm den von der Entente erwarteten Eindruck nicht gemacht hat. Die Entente kann unmöglich noch hoffen, Truppen auf ihre Seite zu ziehen, um das Salonikiabenteuer zu beenden, aber sie braucht die Waffen dringend, namentlich die ausgezeichneten griechischen Gebirgsartillerien.

Sarrail schein damit zu rechnen daß ihm der Rückzug über Salonik nicht ganz sicher ist. Je nach den ferneren Entscheidungen unserer Obersten Heeresleitung wird es sich zeigen, ob man die Anwesenheit der Entente hier für wichtig hält, um sich ernsthaft damit zu beschäftigen. Sicher ist, daß Sarrail bei auch nur geringer Verstärkung unserer Fronten in die peinlichste Situation geraten würde und es ist nicht ausgeschlossen, daß er beim ersten Zeichen einer schärferen Wendung gegen ihn unter irgendwelchen Vorwänden das Abenteuer aufgibt.


[Massow Nr. 1767 geh.]



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