1916-12-02-DE-002
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Quelle: /PA-AA/R 20109
Zentraljournal: 1916-A-32931
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Praesentatsdatum: 12/05/1916 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 737
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der kommissarische Leiter der Botschaft Konstantinopel (Göppert) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht


Pera, den 2. Dezember 1916

1 Anlage.

Der Minister des Äußern Halil Bey hat in der vorgestrigen Kammersitzung auf die Anfrage eines Abgeordneten über die Stellungnahme der Regierung zu den Vertreibungen der Gesandten des Vierbundes aus Athen mit einer längeren Rede geantwortet, die in der Kammer sehr beifällige Aufnahme gefunden hat.

Der Minister benutzte nach seiner Schilderung des Werdeganges der Vergewaltigung Griechenlands das skrupellose Vorgehen der feindlichen Mächte gegen „diesen kleinen, ihnen einst sehre nahe stehenden“ Staat geschickt, um nachzuweisen, daß die Türkei, die schon lange die Begehrlichkeit der Großmächte gereizt habe, die die von Rußland so heiß ersehnten Meerengen beherrsche, und deren Herrscher keine Verwandten auf den Thronen der Entente-Länder besitze, noch viel eher und mit größerer Bestimmtheit als Griechenland dem Schicksal der Vergewaltigung verfallen wäre. [Kommentar von Wilhelm II zu den von ihm unterstrichene Stellen: richtig].

Halil Bey verwies dann kurz auf die unerfreuliche Lage der Türkei nach den Balkankriegen nach außen sowohl wie im Innern: außen die Großmächte, die auf eine allmähliche Aufteilung des türkischen Reiches hingearbeitet hätten, innen gewisse Elemente bestimmter Nationalität (die Armenier sind gemeint), die das Ausland zur Einmischung aufgefordert hätten.

Wäre die Türkei bei dieser Lage der Dinge im Weltkrieg neutral geblieben, hätte sie sich von Deutschland getrennt, so wäre sie der Entente wehrlos ausgeliefert gewesen, und Konstantinopel wäre heute in derselben Lage, in der sich jetzt Athen befindet. [Kommentar von Wilhelm II: ja].

Jeder wisse heute, daß Rußland den Krieg angefangen habe, um sich einen Zugang zum freien Meer zu schaffen, und daß England in seinem Wunsch, den deutschen Handel zu vernichten, Anstifter gewesen sei. [Kommentar von Wilhelm II zu den von ihm unterstrichene Stellen: ja].

In Erkenntnis dieser Tatsachen habe die Regierung bei Ausbruch des Weltbrandes die Lage genau prüfen und entsprechend dem Ergebnis dieser Prüfung ihre Entscheidung über die Stellungnahme der Türkei treffen müssen. So stehe das osmanische Reich heute an der Seite der Zentralmächte und die Regierung sei der Vorsehung dankbar, daß es auf diese Weise gelungen sei, dem Reiche seine ganze militärische Macht und seinen ganzen Ruhm wiederzugeben.

Den Schluß der Rede bildete ein Dankwort an die Armee.

Eine französische Übersetzung des Wortlauts der Rede beehre ich mich im Ausschnitt aus der Zeitung „Hilal“ beizufügen. [Hier nicht wiedergegeben]


Göppert



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