1916-12-12-DE-001
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Quelle: /PA-AA/R 20110
Zentraljournal: 1916-A-33356; 33445 II
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 1534
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts (Zimmermann) an den AA-Vertreter im Großen Hauptquartier (Gruenau)

Telegraphischer Erlaß


Berlin, den 12. Dezember 1916

Abschrift.

Auf Telegramm Nr. 1047.

Theotoky, der Allerhöchstes Telegramm an Königin von Griechenland in geänderter Form zunächst entgegengenommen hatte, kam gestern auf Angelegenheit zurück. Er erklärte, nach reiflicher Überlegung glaube er im gemeinsamen deutsch-griechischen Interesse gewisse Bedenken gegen Übermittelung des Telegramms nicht verschweigen zu dürfen. Die Königin frage in ihrem Telegramm an Seine Majestät, wann mazedonische Armee zur definitiven Offensive stark genug sein werde. Hierauf erfolge keine Antwort. Statt dessen würden Ratschläge für griechisches Verhalten erteilt, die in vorliegender Form bei dem eigensinnigen und schwer zu behandelnden König den Eindruck des Drängens hervorrufen und das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung erzielen könnten. Auch die Bemerkung über das 4. griechische Korps sei nicht gerade auf die Eigenart des empfindlichen Königs zugeschnitten. Wenn wir auf Beförderung des Telegramms bestehen, würde er es absenden. Er glaube aber der gemeinsamen Sache besser zu dienen, wenn er von der Absendung unter dem Vorwand, der Weg sei nicht sicher genug, Abstand nehme. Denn da der König statt der erhofften Zusagen im wesentlichen nur Forderungen herauslesen würde, bestehe die Gefahr, daß er sich von Deutschland verlassen glaube und noch in letzter Stunde mit der Entente paktieren könnte.

Theotokys Bedenken wären beseitigt, wenn das Telegramm etwa folgende Form erhielte:

„Ich danke Dir herzlich für Dein Telegramm, das ich mit tiefer Bewegung gelesen habe. Ich ersehe daraus, welche Gefahren Du und Tino durchzumachen hatten und bewundere die Tapferkeit, mit der Ihr die schwierigen Momente durchgehalten habt. Auch freue ich mich, wie prächtig sich Armee und Flotte benommen und ihrem Königshause beigestanden haben. Gott gebe, daß Ihr nun endlich aus Euerer entsetzlichen Lage erlöst werdet. Die Entente hat nochmals klar gezeigt, welches ihr Ziel ist. Es bleibt also Tino wohl kaum ein anderer Weg übrig, als sich offen gegen seine Peiniger zu wenden.

Tinos Eingreifen mit den Hauptkräften seiner Armee gegen den Westflügel Sarrails würde die Entscheidung in Mazedonien bringen. Unser gleichzeitiges Zusammenwirken sicherte den Erfolg. Ihr könntet jetzt und in Zukunft auf jede Unterstützung durch mich rechnen. Teile Euerer Armee müßten feindliche Landungen bei Athen und im Golf von Korinth verhindern. Euer 4. Armeekorps wird an der Befreiung des Vaterlandes teilnehmen, sobald Tino es befiehlt.

Operationen in Rumänien durch Fall Bukarest gekrönt. Dadurch viel gewonnen. Bis hierher hat Gott geholfen. Er wird auch in Zukunft mit uns sein und auch Euch helfen. Herzliche Grüße und beste Wünsche. In Treue Deiner und Tinos gedenkend.“

Feldmarschall von Hindenburg und General Ludendorff sind mit vorstehender Fassung einverstanden.

Euer pp. wollen den neuen Entwurf Seiner Majestät unterbreiten und dabei bemerken, Theotoky, der die Eigenheiten seines hohen Herrn gut kennt, sei zweifellos von besten Absichten beseelt. Oberste Heeresleitung und ich glauben daher, Seiner Majestät die Sorgen des Gesandten nicht vorenthalten zu sollen, umsoweniger als sein Vorschlag in der Hauptsache auf sachlich bedeutungslosen Nüanzierungen hinausläuft und sich, soweit ich zu beurteilen vermag, durchaus im Rahmen der Allerhöchsten Intentionen bewegt. Drahtbericht.


[Zimmermann]



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