1916-12-29-DE-001
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Quelle: /PA-AA/R 20112
Zentraljournal: 1916-A-35795
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 12/29/1916 10:45 PM
Telegramm-Ankunft: 12/30/1916 05:10 AM
Praesentatsdatum: 12/30/1916 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 1376
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der kommissarische Leiter der Botschaft Konstantinopel (Göppert) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Konstantinopel, den 29. Dezember 1916

Abschrift.

Für Botschafter von Kühlmann:

General von Lossow erhielt von Enver Pascha folgendes Schreiben: „Euer Hochwohlgeboren ist es bekannt, daß die Operationen im Hedjas nur durch Gold aufrecht erhalten werden. Ich habe erfahren, daß Ibnssuud von den Engländern Geld bekommt. Er hätte sogar schon gewisse Vorbereitungen angeordnet. Ich brauche Gold um ihn auf unserer Seite zu halten. Aus einem Telegramm, welches mir der in den letzten Tagen in Bagdad eingetroffene Bevollmächtigte des Ibnerreschid zukommen ließ, war ersichtlich, daß sie auch viel Gold nötig haben. Ferner gelingt es Halil Pascha die arabischen Stämme nur durch Gold in seinem Dienste zu halten und er verlangt für diesen Zweck monatlich fünfzigtausend türkische Pfund. Die zweite Armee kann den Kameltransport nur gegen Zahlung mit Metallgeld sicherstellen, denn die Kameltreiber laufen davon, wenn die Zahlung nicht mit Metallgeld geschieht. In diesem Falle bleibt für mich nichts anderes übrig, als die zweite Armee noch mehr nach rückwärts zurückzunehmen, um die Ernährungsfrage womöglich sicherzustellen. Diese Maßnahme würde selbstredend die militärische Lage völlig zu unserem Ungunsten beeinflussen.

Die vierte Armee ist noch in der Lage bei den Beduinen nur durch Zahlung mit Metallgeld Getreide anzuschaffen, sonst verstecken die Beduinen ihr Getreide. All diesen Bedarf kann ich einzig und allein durch Gold decken, und zwar mit einer monatlichen Summe von zweihunderttausend Pfund (mindestens).

Ich bekomme garnichts von den zweihundertfünfzigtausend Pfund, welches unser Finanzminister erhält. Denn er muß selbst die nötigen Gelder, welche bestimmt sind, die Gehälter und die anderweitigen Ausgaben des Scherifs von Mekka und anderer arabischer Würdenträger, bez. Eminen und Persönlichkeiten in Gold zahlen, um die benannten Araber stets im Dienste der Kaiserlich türkischen Regierung zu halten.

Euer Hochwohlgeboren bitte ich sehr, angesichts und im Sinne des oben angeführten an Seine Exzellenz Herrn Generalfeldmarschall von Hindenburg schreiben zu wollen, mir die monatliche Summe von zweihunderttausend Pfund unbedingt zu sichern, welche die Kriegsführung bei uns im höchsten Stadium beeinflußt.“

Zusatz; Versuche, das im Land befindliche Gold zu greifen, sind bekanntlich aussichtslos. Falls es möglich ist, Envers Wunsch zu erfüllen, könnte vielleicht Rückzahlung in Gold nach Friedensschluß erlangt werden. Baldige Antwort erbeten.


[Goeppert]



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