1919-04-24-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R14106
Erste Internetveröffentlichung: 2003 April
Edition: Genozid 1915/16
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/01/2014


"Berliner Lokal-Anzeiger"

Deutschland und die Armenier.



General Liman von Sanders nimmt in der im Verlage August Scherl G.m.b.H. erscheinenden illustrierten Zeitschrift „20. Jahrhundert“ das Wort, um die Legende deutscher Beteiligung an den Armenierverfolgungen auf das entschiedenste zurückzuweisen. Für die Türken war ihr Verhältnis zu den Armeniern eine Angelegenheit der inneren Politik, in die sie deutsche Offiziere niemals hineinblicken ließen. Die Maßnahmen gegen die Armenier waren nach der Erklärung des Generals vom türkischen Ministerrat beschlossen, und kein deutscher Offizier erfuhr auch nur das geringste über die gefaßten Entschließungen. Ausgeführt wurden die Beschlüsse von den türkischen Zivilbehörden, und deren durchführendes Organ war die türkische Gendarmerie, der nicht ein einziger Deutscher angehörte. Die Behauptung in Ententeschriften, die türkische Regierung habe zu ihren rigorosen Maßnahmen das Einverständnis des aus deutschen Offizieren zusammengesetzten türkischen Generalstabes eingeholt, weist Liman von Sanders scharf zurück. Auf gänzlich unwahren und leichtfertigen Grundlagen hat man den Zusammenhang deutscher Offiziere mit türkischen Maßnahmen gegen die Armenier konstruiert und ist dabei selbst nicht vor offenkundigen Fälschungen zurückgeschreckt. Nur einmal ist eine Armenierangelegenheit an Liman von Sanders herangetreten, nämlich als er im Bezirk des 4. Armeekorps, der ihm im März 1916 unterstellt worden war, Truppen besichtigte. Als er im November 1916 aus dieser Veranlassung nach Smyrna kam, teilte ihm der deutsche Konsul Graf von Spee mit, daß der dortige Vali Rahmi Bei in der vergangenen Nacht etwa 600 Armenier durch Polizisten und Gendarmen habe aus ihren Häusern holen lassen. Sie seien in zwei Eisenbahnzügen in Richtung Afifun-Karahissar abtransportiert worden. Er ließ dem Wali eröffnen, daß er die Truppen gegen die türkischen Polizisten und Gendarmen vorgehen lassen würde, wenn noch ein einziger Armenier fortgeschleppt werden sollte. Der Wali erwiderte, erführe nur einen ihm vom Minister des Innern Talaat Bey gegebenen Befehl aus, weiche aber nur der angedrohten Gewalt. Dem Minister habe er telegraphisch gemeldet, daß er durch General Liman von Sanders verhindert worden sei, die Armenierverschleppungen fortzusetzen. Liman von Sanders entgegnete, daß er unweigerlich an seinem Standpunkte festhalte. Die abgeführten Armenier wurden alsbald nach Smyrna zurückgebracht. Der Vorgang hat sich angesichts zahlreicher Zeugen vollzogen. Der General bezeichnet es als eine Schmach, daß deutsche Offiziere vor der ganzen Welt mit „Massacres des Arméniens“ belastet werden, während sie im Gegenteil pflichtgemäß für die Armenier eingetreten waren, wo dies nur möglich war.



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