Bevor Ihrem Antrag, Herrn Konsul Rössler die Genehmigung zur Aussage als Zeuge in dem Strafverfahren gegen den armenischen Studenten S. Teilirian erteilt werden kann, bitte ich um Formulierung der Fragen, die Herrn Rössler gestellt werden sollen. Ohne eine solche nähere Bezeichnung läßt sich die politische Tragweite der Vernehmung eines Beamten des Auswärtigen Amtes nicht übersehen.
Auf das gefällig Schreiben vom 1. d.M. beehre ich mich zu erwidern, daß Konsul Rösler, wie ich bereits in meinem früheren Schreiben vom heutigen Tage mitgeteilt habe, die Ermächtigung, als Sachverständiger über türkisch-armenische Verhältnisse auszusagen, nicht erteilt werden kann, daß dagegen das Auswärtige Amt keine Bedenken trägt, wenn Herr Rösler über reine Tatsachen ohne Urteil über ihre Veranlassung und ihre Folgen und ohne Aeußerung irgendwelcher politischer Natur vernommen wird. Mit dieser Einschränkung, die insbesondere auch alle subjektiven Auffassungen und Werturteile des Herrn Konsul Rösler von der Vernehmung ausschließen würde, dürfte allerdings angesichts des Umstandes, daß die rein tatsächlichen Verhältnisse aus der Literatur hinreichend bekannt sind, die Vernehmung des Herrn Rösler an Bedeutung verloren haben.
Was die angebliche Aeußerung über den türkischen Wunsch anlangt, „ein Armenien ohne Armenier“ zu haben, so ist es, soweit hier bekannt, nur eine persönliche Aeußerung eines untergeordneten türkischen Beamten, dürfte also keinesfalls dahin ausgelegt werden, daß darin die Absicht der Türkischen Regierung in amtlicher Weise zum Ausdruck gebracht worden ist.