1916-06-05-DE-001-V

DuA Dok. 268 (gk.)

Der Botschafter in außerordentlicher Mission in Konstantinopel (Wolff-Metternich) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Nr. 279

Pera, den 5. Juni 1916

Auf Erlaß No. 490 vom 30. Mai 1916

Die in dem Schreiben des Abgeordneten Erzberger enthaltenen Nachrichten aus Angora hatten mich schon vor einiger Zeit veranlaßt, bei Halil Bey energische Vorstellungen gegen das Vorgehen der dortigen Behörden zu erheben. Auf Grund meiner Schritte ist auch sofort ein Gegenbefehl durch das Ministerium des Innern erlassen und Abhilfe geschaffen worden.

Das Vorgehen Djemal Paschas in Syrien beruht zum größten Teil auf politischen Gründen. Um der französischen Propaganda Herr zu werden, hat sich die türkische Regierung veranlaßt gesehen, mit energischen Mitteln gegen die bestochenen Syrer vorzugehen. So wurden z.B. in Beirut 28 Notabeln nach kurzem summarischen Verfahren gehängt. Von diesen Notabeln waren 26 Mohamedaner und 2 Christen. Wie mir Halil Bey wiederholt versicherte, hat das Vorgehen der türkischen Behörden in Syrien keinerlei Spitze gegen die Christen. Ich werde indessen erneut Vorstellungen bei der Pforte erheben.


Metternich
[Zimmermann an Erzberger]

Euer Hochwohlgeboren gefl. Schreiben vom 27. v.M. betr. Christenverfolgungen im Orient, war seinerzeit dem Ks. Botschafter in Konstantinopel zur weiteren Veranlassung mitgeteilt worden. Die Antwort des Grafen Metternich darf ich Ew. pp. anbei in Abschrift zur gefl. vertraulichen Kenntnisnahme übersenden.


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