1915-08-14-DE-012-V

DuA Dok. 139 (re. gk.)

Der Vizekonsul in Mossul (Holstein) an die Botschaft in Konstantinopel

Nr. 24

Mossul, den 14. August 1915

Antwort auf Telegr. No. 22.

Hier sind mir Aeußerungen wir seien Urheber der Christengreuel noch nicht zu Ohren gekommen; dagegen ist unter den verschiedenen hiesigen anständigen Bevölkerungselementen zweifellos die Ansicht vertreten, wir täten nichts damit die Schuldigen bestraft werden und damit die Greueltaten endlich aufhören.

Jedermann weiß daß der Vali von Diarbekir beispielsweise die Seele der in seinem Vilajet vorgekommenen entsetzlichen Verbrechen an der Christenheit ist; jedermann annimmt mit Recht daß wir die Greueltaten auch kennen und man fragt sich weshalb wir gestatten daß ein notorischer Massenmörder unbestraft und weiterhin Vali bleibe. Allein der Ausdruck unserer Mißbilligung der Greuel dürfte kaum genügen den uns kompromittierenden verschiedenen Auffassungen wirksam entgegenzutreten.

Erst wenn wir die Pforte gezwungen haben die in Diarbekir Mardin Seert etc. in Beamtenstellungen sitzenden Verbrecher rücksichtslos zur Rechenschaft zu ziehen, und zwar schleunigst, erst dann fallen die Verdächtigungen gegen uns fort.

Ich las in verschiedenen deutschen Zeitungen türkische amtliche Dementis der Christengreuel und bin erstaunt über die Naivität der Pforte daß sie glaubt die Tatsachen der Verbrechen türkischer Beamten durch krasse Lügen aus der Welt schaffen zu können.

Die Welt hat Greueltaten wie sie erweislich von Amtswegen im Vilajet Diarbekir begangen worden sind und werden noch nicht erlebt!


[Holstein]

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