1916-12-25-DE-001-V

DuA Dok. 310 (gk.)

Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts (Zimmermann) an den Geschäftsträger in Konstantinopel (Göppert)

Nr. 1410

Berlin, den 25. Dezember 1916.

In dem mir abschriftlich mitgeteilten Geheimbericht [einem Bericht] des Verwesers des Kaiserlichen Generalkonsulats in Jerusalem ist u. a. davon die Rede, daß nach zuverlässigen Nachrichten und entgegen allen türkischen Ableugnungsversuchen die gewaltsamen Islambekehrungen unter den verschickten Armeniern fortgesetzt werden. Die gleiche Nachricht ist auch auf anderen Wegen hierher gedrungen und hat in weiten Kreisen der deutschen Christen berechtigte Empörung hervorgerufen.

Nur mit Mühe ist es uns bisher gelungen, eine öffentliche Diskussion der beklagenswerten Vorgänge zu verhindern. Umso dringlicher werden von den Interessierten in Eingaben an den Herrn R. K. und das A.A. Garantien dafür verlangt, dass den zwangsweise Bekehrten nach Friedensschluss die faktische Möglichkeit gegeben wird, zu ihrem alten Glauben zurückzukehren.

Euer Hochwohlgeboren bitte ich, die Angelegenheit erneut freundschaftlich, aber mit gebührendem Ernste bei der Pforte zur Sprache zu bringen und ihr zu bedeuten, daß sie durch Duldung zwangsweiser Bekehrungen zum Islam nicht nur ihre Stellung bei den Friedensverhandlungen erschwere, sondern den Mächten auch für die Zukunft eine neue Handhabe zur Einmischung in innere türkische Verhältnisse bieten würde. Als christliche Macht und als Bundesgenosse, dem die innere Kraft und Unabhängigkeit der Türkei am Herzen liegt, können wir unseren türkischen Freunden nur dringend raten, für schnelle und gründliche Abhilfe zu sorgen.


Zimmermann.

Seiner Hochwohlgeboren dem Kaiserlichen Geschäftsträger

Herrn Göppert, Pera.


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