1916-06-30-DE-011-V

DuA Dok. 283 (re. gk.)

Der Konsul in Damaskus (Loytved) an die Botschaft in Konstantinopel

Nr. 93

Damaskus, den 30. Juni 1916.

Armenier werden sämtlich mehr oder weniger gezwungen, Muhammedaner zu werden. In Dera [Deraa] haben außer einer Familie alle übrigen 149 Familien den Islam schriftlich angenommen; [nur eine einzige blieb dem christlichen Glauben treu]. Da Djemal Pascha in Jerusalem ist und schriftliche Vorstellungen bei ihm nicht opportun erscheinen, habe ich einen hiesigen muhammedanischen Notabeln, der gegen diese zwangsweisen Religionsänderungen ist, veranlaßt, den hiesigen Gereanten des Wilajets aufmerksam zu machen, daß ich durch diese Maßnahmen peinlich berührt sei weil sie in Deutschland eine starke Strömung gegen die jungtürkische Regierung hervorrufen würde.

Die Politischen Vorteile, die durch solche Versuche, die Armenier zu entnationalisieren und ihre Beziehungen zu den christlichen Mächten abzuschneiden, vielleicht hier erreicht würden, ständen nicht im Verhältnis zu den Nachteilen, die durch die Gegenstimmung in Europa und Amerika gegen die Türkei entstehen würden. Der Gereant des Wilajets, der diese Besprechung an Djemal Pascha gedrahtet haben dürfte, bestritt die Islamisierungsversuche.


Loytved.

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