Es ist klar, daß der größte Teil der Bevölkerung noch kein Vertrauen in die neue Ordnung der Dinge besitzt und eine allgemeine Mißstimmung herrscht. Die mohammedanische Bevölkerung des Wilajets Aleppo wie der angrenzenden Provinzen ist nach Allem, was darüber ermittelt werden kann, in ihrer großen Mehrheit reaktionär gesinnt, ohne Verständnis für die Verfassung, welche sie als von schlechten Mohammedanern im Einverständnis mit den Ungläubigen geschaffen ansieht. Für eine Gleichstellung der Mohammedaner mit letzteren hat sie absolut kein Verständnis.
Andererseits finden die Christen, daß seit der Wiedereinführung der Verfassung nichts besser geworden und insbesondere eine Sühne für die Metzeleien und Plünderungen, wie man sie hätte erwarten sollen, nicht erfolgt sei. Es wird gesagt, daß von den einflußreichen Notabeln, ohne deren Einverständnis die Metzeleien nicht möglich gewesen seien, im Grunde niemand zur Rechenschaft gezogen worden sei, die in Adana hingerichteten Mohammedaner seien sämtlich Dorfbewohner aus der Umgegend, beziehentlich bekannte Verbrecher gewesen, und die Tätigkeit der Kriegsgerichte und Untersuchungskommissionen sei vor allem darauf gerichtet, die Armenier belastende Moment ausfindig zu machen; die beispielsweise in diesem Sinne in Marasch angestellten Recherchen nach angeblichen Waffen- und Dynamitlagern hätten bis zur Entweihung von Kirchen und Grabstätten geführt.
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