1914-03-12-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R 14084
Zentraljournal: 1914-A-04526
Erste Internetveröffentlichung: 2017 November
Edition: Armenische Reformen
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 43
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Unter-Staatssekretär im Auswärtigen Amts (Zimmermann) an das Generalkonsulat in Bern

Erlaß


Berlin, den 12. März 1914.

1) Bern Nr. 43
Auf den Bericht Nr. 20 vom 4. d.M.
Für die beiden ostanatolischen Generalinspektorate sollen der türkischen Regierung von den sechs Großmächten zusammen je 2, im ganzen also 4 Kandidaten vorgeschlagen werden, von denen die Pforte 2 zu ernennen hätte. Nach den Absichten aller Beteiligten, wie sie bei den Verhandlungen über die armenische Reformfrage zutage getreten sind, kommen für die fraglichen Posten nur Angehörige kleinerer neutraler Staaten in Frage. Der rührige Vorkämpfer armenischer Interessen, Boghos Nubar Pascha hat Herrn Sazanow bereits einige belgische und holländische Personen namhaft gemacht, die sich seine Ansicht für das Amt eignen würden. Endgültige Beschlüsse sind, soweit hier bekannt, weder von Rußland noch von den andern beteiligten Mächten getroffen. Wir sind bei den Kabinetten von Anfang an dafür eingetreten, daß neben Angehörigen anderer neutraler Staaten (Belgien, Holland, Norwegen und Schweden) auch Schweizer herangezogen werden sollten. Der Pforte scheinen letztere besonders willkommen zu sein, während sich Rußland vorläufig noch ablehnend verhält, da die Schweizer angeblich keine genügenden Erfahrungen in kolonialen Fragen hätten. Wir werden weiter für die Berücksichtigung der Schweiz zu wirken suchen und möchten, wenn wir auch selbstverständlich keine Garantie übernehmen können, doch annehmen, daß wir bei der Mehrzahl der Mächte Verständnis finden werden. Jedenfalls könnten wir es nur begrüßen, wenn Herr von Sprecher den Genfer Herren bei der Suche nach geeigneten Kandidaten helfen würde. Die Gesichtspunkte, von denen er sich hierbei leiten lassen will, erscheinen uns durchaus richtig, auch würden wir gegen die von ihm zunächst ins Auge gefaßten drei Persönlichkeiten nichts einzuwenden haben, insbesondere auch nicht gegen Herrn Vischer wegen seiner Eigenschaft als englischer Beamter.

Über das Verfahren, das die Großmächte einschlagen sollen, um sich über die Auswahl der in Constantinopel zu präsentierenden Generalinspekteure zu einigen, ist noch nichts Endgültiges vereinbart worden. Vielleicht wird man mit den erforderlichen Verhandlungen die Botschafter in Constantinopel betrauen, die sich nach erzielter Verständigung mit der Bitte um Vorschläge an die in Betracht kommenden Kleinstaaten zu wenden hätten. Wir sind bemüht, die Mächte für die Annahme dieses modus procedendi zu gewinnen und haben von der Mehrzahl der Kabinette bereits zustimmende Antworten erhalten.

Wir messen der armenischen Reformfrage sowohl vom türkischen als auch vom europäischen Standpunkt erhebliche politische Bedeutung bei und würden uns nur freuen können, wenn ernste, unabhängige und tüchtige Männer sich zur Übernahme der Posten als Generalinspekteure bereit finden ließen.

Ew. pp. Darf ich anheimstellen, Vorstehendes bei Herrn von Sprecher zu verwerten und ihm zugleich von dem dort vorliegenden Material über die armenische Frage, insbesondere von der Anlage des Berichts der Kaiserlichen Botschaft in Constantinopel vom 9. v.M. vertraulich Kenntnis zu geben.


2) Abschriftlich Constantinopel (Nr. 191) zur gefl. Streng vertraulichen Information und mit der Bitte erg. Übersandt, falls die Angelegenheit dort zur VerHandlung kommen sollte, für die Berücksichtigung schweizerischer Kandidaten eintreten zu wollen.


Z[immermann]



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