1915-09-09-DE-013
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Quelle: DE/PA-AA/BoKon/170
Botschaftsjournal: A53a/1915/5240
Erste Internetveröffentlichung: 2000 März
Edition: Genozid 1915/16
Telegramm-Abgang: 09/09/1915 06:00 PM
Telegramm-Ankunft: 09/10/1915 12:00 AM
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: No. 93
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/23/2012


Der Konsul in Aleppo (Rößler) an die Botschaft Konstantinopel

Telegraphischer Bericht



No. 93

Aleppo, den 9. September 1915

1) Seit einigen Tagen hat anscheinend Regierung allgemeinen Befehl erteilt Armenier die noch in ihren Wohnsitzen sind dort zu belassen. Aber wer als verdächtig bezeichnet wird doch verschickt.

2) Zahl der täglichen Todesfälle unter Emigranten ist in Aleppo von 25 auf 40 dann 60 gestiegen. Hier herrscht Dysenterie auf anderen Stationen Typhus. Etappenstationen der Armee sind in Gefahr verseucht zu werden. Ärztliche Behandlung der Emigranten liegt daher im milit. Interesse.

3) Zahl der Hungerleidenden wird immer grösser. Hilfe in irgendeiner Gestalt zum Beispiel Geldüberweisung durch den Patriarchen wird immer dringender.


[Roessler]

[Notiz Mordtmann 10. 9.]


zu 3)

Da die Provinzialbehörden der Hilfsaktion des Patriarchen Hindernisse in den Weg legen, hatte letzterer schon vor mehreren Tagen fragen lassen, ob die deutschen Konsulate eventuell die Verteilung von Geld, Lebensmitteln etc. an die Deportierten aus den vom Patriarchate zur Verfügung zu stellenden Beträgen übernehmen könnten. Das Geld würde alsdann vom Patriarchen der Botschaft und von dort an die Konsulate überwiesen werden.

Es steht zu befürchten, daß der Botschaft hierdurch allerlei Ungelegenheiten erwachsen, selbst wenn, wie es in Aleppo zu sein scheint, die Lokalbehörden Nichts dagegen einwenden.

Die Sache geheim zu halten wird kaum möglich sein, u. die Pforte würde sofort verlangen, daß sie die Gelder verteilt oder die Aktion verhindern.

Dann aber wird hinterher von armenischer Seite von uns Nachweisung über die Verwendung des Geldes verlangt, und da nun solche Nachweisung nach Lage der Sache ausgeschlossen ist, unsere Tätigkeit mit Verdächtigungen gelohnt werden.

M.u.E. unterbleibt daher besser unsere Vermittlung.


[Notiz Neurath 10. 9.]


durchaus einverstanden.



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