1915-11-18-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/BoKon/171
Zentraljournal: 1915-A-32610
Botschaftsjournal: A53a/1915/6866
Erste Internetveröffentlichung: 2003 April
Edition: Genozid 1915/16
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 875
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/23/2012


Der Unterstaatssekretär des Auswärtigen Amts (Zimmermann) an den Botschafter in außerordentlicher Mission in Konstantinopel (Wolff-Metternich)

Erlaß



Nr. 875
Berlin, den 18. November 1915.

2 Anl.

Im Anschluss an anderweitige Vorgänge.

Euerer Exzellenz übersende ich anbei ergebenst Abschrift des von Oberstleutnant Böttrich gezeichneten Erlasses, betreffend die Entfernung der armenischen Bahnangestellten, und einer Aeusserung des stellvertretenden Direktors der anatolischen Bahnen zu dieser Maßregel. Beide Schriftstücke sind uns vom Verwaltungsrat der Anatolischen Eisenbahn-Gesellschaft vertraulich zur Verfügung gestellt und diesseits der Obersten Heeresleitung mitgeteilt worden.


Zimmermann

[Notiz Neurath]

[unleserlich] des Schreibens ist bereits in unseren Akten. In der Angelegenheit selbst ist vorerst nichts zu veranlassen.

Anlage 1

Abschrift zu A 32610. Traduction.

le 3 Octobre 1331. Anlage No.3. Copie.

Vice-Généralissime de l’Armée Impériale.

No.6882.


Urgent.

Au Commissariat Militaire de la ligne d’Anatolie.


Il est à votre connaissance que le Gouvernement a procédé à faire changer de domicile aux arméniens se trouvant domiciliés dans certaines localités de l’Empire Ottoman.

Conformément à cette décision, bien que les autorités civiles aient voulu faire changer de domicile également aux arméniens se trouvant attachés au service de toutes les Compagnies des Chemins de fer et dont le nombre atteint un chiffre assez considérable, ayant pensé que ce fait pourrait porter atteinte au service d’exploitation des Chemins de fer, il a été proposé, par un tezkéré ministériel du Grand Vézirat de faire instituer une commission composée des représentants du Ministère de la Guerre et du Ministère des Travaux Publics pour examiner le fait qu’on devait procéder au changement de domicile des arméniens d’une façon régulière et graduellement et pour prendre une décision à cet effet.

Il a été proposé également de communiquer les ordres voulus à qui de droit pour qu’en attendant la décision de la dite commission on ne touche pas aux fontionnaires et aux agents subalternes se trouvant attachés au service des Chemins de fer, ainsi qu’aux parents de ces arméniens.

Sur le consentement Grand‘ Véziriel, la commission en question a été instituée et les décisions y relatives ont été prises.

Le Ministère a communiqué les décisions prises par la Commission, au Ministère de l’Intérieur et on peut s’en rendre compte facilement en examinant le tezkéré et la liste en annexe qui se trouvent envoyés ci-joints.

Ainsi qu’il ressort de la lecture de ces documents les fonctionnaires et les agents subalternes arméniens travaillant au service des chemins de fer, sont divisés en deux catégories dont l’une sera changée dans un délai de 1 à 12 mois, et dont l’autre, dans un délai de 1 à 4 ans.

Il y a lieu de communiquer immédiatement aux Compagnies une copie de tezkéré et de la liste en question et de les forcer d’engager sans faute dans les délais fixés des hommes – bien entendu de réligion musulmane ou bien d’autres nationalités auxquelles on peut avoir confiance – et d’avoir toujours la main la-dessus.

Il est nécessaire de mettre, au fur et à mesure, au courant notre Section du Chemin de fer du résultat des démarches, ainsi que des formalités remplies à cet effet.

Pourtant si les Commissaires Impériaux se trouvaient convaincus que les Compagnies ne pourraient pas parvenir à se procurer les hommes nécessaires pour remplacer quelques uns des agents indiqués dans la liste, malgré qu’elles se soient efforcées au dernier point de trouver des personnes pour faire remplacer les agents devant être changés dans le délai indiqué dans la liste en question, il y a lieu de laisser encore quelques uns à leur poste, mais sans jamais abuser dans l’application de cette mesure.

Les délais indiqués dans la liste commenceront à courir à partir de la date de la communication faite aux Compagnies par les Commissaires Impériaux.

Il y a donc lieu de communiquer sans retard et par lettre aux Compagnies la copie de la présente, ainsi que celle de la liste et de veiller continuellement à la stricte application des mesures figurant dans les articles 2 et 3 de la présente.


(s) Le Lieutenant-Colonel
Boettrich
Directeur des Chemins de fer.

[Eigene Übersetzung der französischen Übersetzung]


Am 3. Oktober 1331

An den Vize-Generallissimus der Kaiserlichen Armee

Dringend

An den Militärkommissar der Anatolischen Bahnen.

Es ist Ihnen bekannt, daß die Regierung die Armenier in bestimmten Gebieten des Osmanischen Reichs veranlaßt hat, ihrer Heimat zu verlassen.

Obgleich die Zivilbehörden auch die Armenier in Diensten aller Eisenbahnen, deren Anzahl beachtlich ist, zum Verlassen ihrer Heimat bestimmt haben, ist in Übereinstimmung mit dieser Entscheidung per ministeriellem Erlaß des Großwesirats beschlossen worden, eine Kommission aus Mitgliedern des Kriegsministeriums und des Ministeriums für öffentliche Arbeiten zu bilden, um angesichts der Tatsache, daß der Wohnsitzwechsel der Armenier den Betrieb der Eisenbahn beeinträchtigen könnte, eine Entscheidung darüber zu treffen, wie der Wohnsitzwechsel auf reguläre und kontinuierliche Art und Weise vonstatten gehen kann.

Es ist ferner vorgeschlagen worden, die entsprechenden Befehle an die zuständige Stelle zu erteilen, damit bis zur Entscheidung der genannten Kommission die im Dienst der Eisenbahn stehenden Beamten und Subalternbeamten sowie die Eltern dieser Armenier nicht betroffen werden.

Mit Zustimmung des Großwesirats ist die angesprochene Kommission gebildet worden und hat die entsprechenden Entscheidungen getroffen.

Das Ministerium hat diese von der Kommission getroffenen Entscheidungen gefällt und an das Innenministerium übermittelt, über die man sich anhand des beigegebenen Erlasses und der angefügten Liste leicht Klarheit verschaffen kann.

Wie aus dem Dokument hervorgeht, werden die Beamten und armenischen Subalternbeamten in den Diensten der Eisenbahn in zwei Kategorien eingeteilt, von denen die einen mit einer Frist von ein bis zwölf Monaten gehen müssen, die anderen innerhalb von ein bis vier Jahren.

Den Gesellschaften muß sofort eine Kopie des Erlasses zugestellt werden sowie der besagten Liste. Sie müssen zweifelsfrei verpflichtet werden, in den festgelegten Fristen die [die Armenier zu ersetzenden] Männer - natürlich muslimischer Religion oder anderer Völker, in die Vertrauen gesetzt werden kann - zu benennen und die Sache immer im Griff zu haben.

Es ist notwendig, unsere Abteilung des Feldeisenbahnwesens unverzüglich über das Ergebnis der Schritte zu unterrichten und die notwendigen Formalitäten zu erfüllen.

Wenn hingegen die kaiserlichen Kommissare davon überzeugt sind, daß die Gesellschaften nicht in der Lage sind, das notwendige Personal zu beschaffen, um einige der in der Liste aufgeführten Unterbeamten zu ersetzen, obwohl sie sich bemüht haben, dann können einige von ihnen auf ihren Posten bleiben. Niemals aber darf bei der Anwendung dieser Maßnahme Mißbrauch getrieben werden.

Die in den Listen festgelegten Fristen beginnen mit dem Datum der Übermittlung an die Gesellschaften durch die kaiserlichen Kommissare.

Es ist deshalb geboten, die Kopie dieses Erlasses sowie die Liste ohne Verzögerung und per Brief an die Gesellschaften zu übermitteln und ständig darüber zu wachen, daß die in Artikel 2 und 3 angegebenen Maßnahmen strikt durchgeführt werden


(s[igniert]) Oberstleutnant Boettrich
Direktor des Feldeisenbahnwesens.


Anlage 2

Abschrift zu A 32610. Chemin de Fer Ottoman d’Anatolie.

Nr. 7702/389.


Constantinople, le 28. Oktobre 1915.
An den Verwaltungsrat der Anatolischen Eisenbahn-Gesellschaft Berlin.

pp.

„Nicht nur, daß Herr Böttrich gegen die Kommissionsbeschlüsse Verwahrung beim Kriegsministern nicht eingelegt hat, sondern er hat sich herbeigelassen, diese Kommissionsbeschlüsse mit seiner Unterschrift versehen weiterzugeben.

Unsere Gegner werden einmal viel Geld bezahlen, um dieses Schriftstück zu besitzen, denn mit der Unterschrift eines Mitglieds der Militärmission werden sie beweisen, daß die Deutschen nicht allein nichts getan haben, um die Armenierverfolgung zu verhüten, sondern daß gewisse Befehle zu diesem Ziel sogar von ihnen ausgegangen, d.h. unterschrieben worden sind.

Mit kaustischem Lächeln hat der Militärkommissar den Finger auf die Unterschrift des Herrn Böttrich gelegt, denn auch für die Türken ist die Tatsache kostbar, daß dieses Dokument, von dem noch viel die Rede sein wird, eine deutsche und nicht eine türkische Unterschrift trägt.

pp.


Der Stellvertretende Direktor.
Unterschrift.


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