1917-02-05-DK-001
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Quelle: DK/RA-UM/Gruppeordnede sager 1909-1945. 139. N. 3., "Syrien"
Erste Internetveröffentlichung: 2010 August
Edition: Dänische diplomatische Quellen
Telegramm-Abgang: 02/05/1917
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: No. 28
Übersetzung: Michael Willadsen
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/23/2012


Der Gesandte in Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an den Aussenminister (Erik Scavenius)

Bericht



Nr. 28

Konstantinopel den 5. Februar 1917.

1 Anlage [fehlt].

Herr Außenminister,

Bei mehreren Gelegenheiten hatte ich bereits die Ehre zu berichten, wie die türkische Regierung die Gelegenheit nutzt,während des Krieges dem Libanon seiner Selbständigkeit zu berauben und ihn zu einer gewöhnlichen türkischen Provinz unter einem muslimischen Mutessarif zu machen, um die Bevölkerung, deren Religion und französische Sympathien ihr seit langem ein Dorn im Auge sind, zu nationalisieren und zu islamisieren.

Libanon ist deshalb jetzt im osmanischen Parlament vertreten, und die neuen Abgeordneten, Emir Hariss Chehab Bey, Emir Adil Arslan Bey und Rechid Rami Bey für den Sandschak Libanon, sowie Emir Chekib Arslan Bey, der für den Hauran aufgestellt ist, sind bereits in Konstantinopel eingetroffen, wo sie auf dem Bahnhof von mehreren der führenden jungtürkischen Politiker empfangen und zu einem Mittagessen im Klub für„Einheit und Fortschritt“ in Kadikeuy [Kadikoy; Chalcedon] eingeladen worden sind.

Es verlautet jetzt, dass einer der Gründe für die Kabinettskrise gestern eine Forderung von deutscher Seite war, aus Sicherheitsgründen deutsche Offiziere in Gendarmerie und Polizei einzustellen, aber dieses Gerücht wird von der deutschen Botschaft dementiert.

Eine andere interessante Version behauptet, dass der nun zurückgetretene Großwesir Saïd Halim, der nur rein nominell Chef der Regierung war und nichts von dem wusste, was diese tat, zum Sündenbock gemacht werden und die Fehler der Regierung ausbaden soll, falls deren deutschfreundliche Politik nicht zu den gewünschten Ergebnissen führen sollte.

Diese Version stützt sich auf den Wortlaut eines Schreibens, das Seine Majestät der Sultan heute dem Prinzen zugesandt hat, und von dem ich eine Übersetzung ins Französische beifüge, wie sie in den Zeitungen wiedergegeben ist [dieser Text ist dem Dokument nicht beigefügt].

Das Schreiben soll von Talaat Pascha verfasst worden sein, und es stellt fest, dass es Prinz Saïd Halim ist, dem die Türkei die Lösung der Adrianopel-Frage und der Bündnisvertrag mit den Zentralmächten zu verdanken ist.

Es wird gemunkelt, dass Talaat Pascha an die Möglichkeit denkt, dass einmal Zeiten kommen könnten, in denen diese Verdienste am Vaterland nicht so hoch bewertet werden wie heute, und dass er deshalb aus Rücksicht auf seine eigene Zukunft am besten wäre, Prinz Saïd Halim die Ehre an diesen zu lassen, selbst wenn er kaum etwas von ihnen gewusst hatte, bevor sie vollendete Tatsachen wurden.

Talaat Pascha stellt es deshalb so hin, als habe er die Allianz mit Deutschland von seinem Vorgänger nur geerbt.

Mit vorzüglicher Hochachtung verbleibe ich, Herr Minister, Ihr ergebenster


[Wandel]



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