1917-03-08-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R14095
Zentraljournal: 1917-A-07254
Erste Internetveröffentlichung: 2000 März
Edition: Genozid 1915/16
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 235
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/23/2012


Das Auswärtige Amt an den Botschafter in außerordentlicher Mission in Konstantinopel (Kühlmann)

Erlaß



Nr. 235

Berlin, den 8. März 1917

Abschriftlich seiner Exzellenz dem Kaiserlichen Botschafter i.a.M. Herrn von Kühlmann, Konstantinopel, zur gefälligen Kenntnis und mit dem Anheimstellen der geeignet scheinenden Verwertung ergebenst übersandt.


Stumm


Anlage

Nachrichtenstelle für den Orient, Berlin W 50, Tauenzienstr.
Russische Abteilung.
Nur für das Auswärtige Amt.
Erlaß 8/3

Armenier

Eingeständnis des armenischen Verrats am türkischen Staat.


Retsch No. 24 vom 26. 1./8. 2. 17

Am 25. Jan. a.St. stattete eine aus angesehenen Vertretern der einheimischen armenischen Bevölkerung bestehende Deputation der Stadtduma von Petersburg einen Besuch ab und übergab dem Stadtoberhaupt im Namen des Katholicos aller Armenier Kovork eine Dankesadresse für die von der Duma erwiesene Unterstützung der armenischen Bevölkerung. Das Schriftstück ist an das ehemalige Stadtoberhaupt Graf J. J. Tolstoi, gerichtet, der an der Spitze eines Komitees zur Unterstützung der Armenier stand und darin eine wirksame Tätigkeit entfaltete. Der Patriarch schreibt in seiner Adresse u.a. folgendes: Ew. Erlaucht ist die Vergangenheit und Zukunft des armenischen Volkes bekannt. Von je her hat die türkische Regierung meinem Volke jegliche Menschenrechte verweigert. Leben, Ehre und Vermögen der Armenier blieben nicht vor den grausamsten Vergewaltigungen verschont und so konnte mein Volk nie frei denken und nie ruhig für den nationalen Fortschritt und Wiederaufbau arbeiten. Jetzt aber werden die unglücklichen Söhne meines Volkes noch schonungsloser unterdrückt und verfolgt, unbewaffnet und wehrlos sind sie den räuberischen Kurden und türkischen Beamten ausgeliefert, von denen nicht einmal Frauen und unschuldige Kinder verschont werden; die Kinder werden gewaltsam zum muhammedanischen Glauben bekehrt. Und diese an der wehrlosen christlichen Bevölkerung vollzogenen Greueltaten werden damit entschuldigt, dass die Armenier auf der Seite des grossen Russlands und seiner Verbündeten stehen und mit ihnen sympathisieren.

In der Stunde der grossen Prüfung des armenischen Volkes haben Ew. Erlaucht zusammen mit den würdigen Vertretern der Petersburger Stadtverwaltung geruht, 50000 Rbl. zugunsten der armenischen Flüchtlinge, die nicht nur ihre ganze Habe, sondern oft auch ihre nächsten Anverwandten verloren haben, zu opfern ..."

Die Adresse schliesst mit dem Ausdrucke heisser Dankbarkeit für die brüderliche Unterstützung der Armenier in der Zeit der schweren Prüfung.



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