1917-08-05-DK-002
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Quelle: DK/RA-UM/Gruppeordnede sager 1909-1945. 139. D. 1, ”Tyrkiet - Indre Forhold”. Pakke 2, fra Jan. 1917 – 1. Jan. 1919
Erste Internetveröffentlichung: 2010 August
Edition: Dänische diplomatische Quellen
Telegramm-Abgang: 08/05/1917
Telegramm-Ankunft: 08/16/1917
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: No. 124
Übersetzung: Michael Willadsen
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/23/2012


Der Gesandte in Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an den Aussenminister (Erik Scavenius)

Bericht



Nr. 124

Konstantinopel den 5. August 1917.

Vertraulich

Herr Außenminister,

Bezüglich des in meinem ergebensten Berichts Nr. CXXI [121] vom 2. dieses Monats erwähnten, von dem deutschen Oberst und türkischem General Weitmann [Weidtmann Pascha], verschickten Rundschreiben, habe ich versucht, weitere Informationen über die Verhältnisse in den türkischen Ausbildungsstätten für Soldaten zu bekommen, zu denen jetzt diejenigen hinzustossen, die sich im ersten Kriegsjahr [oder in den ersten Kriegsjahren; der dänische Originaltext kann beides bedeuten]vom Militärdienst freigekauft hatten.

Ausbildungsregimente bestehen, wie es scheint, in der Regel aus drei - manchmal vier - Bataillonen, jede wiederum aus vier Kompanien.

Die Kompanien bestehen aus 300 bis 800 Mann, und es gibt zurzeit im gesamten Reich 17 Ausbildungsregimenter, so dass die gesamte Reservetruppe auf insgesamt 110 000 bis 120 000 Mann veranschlagt werden kann.

Drei dieser Regimenter, von denen eines aus vier Bataillonen besteht, befinden sich hier in Konstantinopel.

Die Mannschaften dieser Regimenter werden in der Regel schon nach sechswöchiger Ausbildung an die Fronten in Syrien und in Mesopotamien entsandt.

Die Soldaten werden während ihres Aufenthalts in den Ausbildungs-Regimentern schlecht ernährt. Jeder bekommt täglich 700 Gramm minderwertiges Brot zugeteilt, und oft ist dieses Brot ihre einzige Nahrung, weshalb sie ziemlich entkräftet sind.

In den letzten Tagen mussten die hiesigen Ausbildungsstätten Mannschaften, die die vorgeschriebenen sechswöchigen Übungen erst noch hätten absolvieren müssen, an die Front in Mesopotamien abgeben.

Die Desertionen in den Konstantinopler Ausbildungsstätten sind zurzeit nicht mehr so zahlreich wie sie waren, als ich neulich darüber berichtete und als die Einberufenen glaubten, der Krieg sei nur mehr von kurzer Dauer, zumal die Soldaten erkennen, dass es nicht so leicht sein wird, sich in der europäischen Türkei zu verstecken, bis Friede geschlossen wird.

In den Vilajets aber, wo die Deserteure in den Bergen Zuflucht finden und sich vom Plündern der Dörfer ernähren können, gibt es weiterhin ungehindert Desertionen, und ein neulich aus Konia zurückgekommener türkischer Offizier sagte mir, dass er die Anzahl der sich derzeit in den Bergen zwischen Konia und Smyrna befindlichen Deserteure auf 40 000 bis 45 000 Mann schätzt, die teils während des Eisenbahntransports zur Front, teils aus den Sammelplätzen und Ausbildungslagern entwichen sind.

Mit vorzüglicher Hochachtung verbleibe ich, Herr Minister, Ihr ergebenster


Wandel



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