1918-12-26-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R 14105
Zentraljournal: 1918-A-54420
Erste Internetveröffentlichung: 2003 April
Edition: Genozid 1915/16
Praesentatsdatum: 12/28/1918 p.m.
Zustand: B
Letzte Änderung: 04/02/2012


Aufzeichnung des Legationsrats im Auswärtigen Amt Göppert





Türkei und Bulgarien

Abschrift

pp.

2. Armenierfrage.

Die Behauptung, dass wir die Armenierverfolgungen nicht verhindert hätten, obwohl wir dazu in der Lage gewesen wären, und dass wir den Türken sogar zur Ausrottung der Armenier geraten hätten, findet noch immer, und zwar namentlich in amerikanischen Kreisen, Glauben.

Es scheint geboten, durch Bekanntgabe des wirklichen Hergangs unser Verhalten zu rechtfertigen, ehe die Armenierfrage bei den Verhandlungen mit unseren Gegnern zur Sprache kommt. Da deutsche amtliche Kundgebungen wenig Glauben finden, hat Staatssekretär Solf den bekannten Armenierfreund D. Lepsius, der sich gerade in den feindlichen Ländern grossen Ansehens erfreut und seit Beginn der Armenierverfolgungen, wie allgemein bekannt, in einem gewissen Gegensatz zur Regierung stand, beauftragt, die Arbeit zu übernehmen. Die Entscheidung wurde getroffen, als noch mit anderen Veröffentlichungen aus unseren Akten für die nächste Zeit gerechnet werden musste. Auch nachdem dies nicht mehr der Fall ist, wird es sich empfehlen, an der Entscheidung festzuhalten. Die Gründe, die gegen eine Öffnung unserer Archive sprechen, wenn nicht dasselbe bei unseren Gegnern geschieht, kommen bei dieser nur uns betreffenden Spezialfrage nicht in Betracht. D. Lepsius hat auch inzwischen seinen Freunden bereits von dem ihm erteilten Auftrag Mitteilung gemacht.

Er beabsichtigt, die wichtigsten Dokumente in der Vorrede zu einer bereits druckfertigen Arbeit über die armenischen Verfolgungen abzudrucken und wird möglichst bald eine Sammlung aller wichtigen Erlasse und Berichte ohne begleitenden Text folgen lassen. Ferner will ein hiesiger Missionsdirektor die Stellung der deutschen religiös interessierten Kreise in der kritischen Zeit darlegen und unter Benutzung amtlichen Materials die Haltung der Regierung verteidigen.

Eine vollständige Rechtfertigung unserer Politik wird die öffentliche Meinung in diesen Veröffentlichungen kaum erblicken. Die Vorwürfe, die danach noch gegen uns erhoben werden können, sind aber ungleich weniger gravierend als die Beschuldigungen, die jetzt allgemein geglaubt werden.



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