Der abschriftlich anliegende Bericht des der Roten Kreuz Expedition angehörenden deutschen Arztes Dr. Neukirch aus Erzindjan über die Armenierfrage wird zur gefälligen Kenntnisnahme ergebenst übersandt.
Anlage
Während früher elende Horden von armen Weibern und Kindern ohne Habe vorbeigetrieben wurden, nur von wenigen Bewaffneten geleitet, hatten später die Leute, die vorbeikamen, auch Lasttiere und Vieh mit sich. Zuletzt kamen die Einwohner von Erzerum in riesigen wohlausgerüsteten Ochsenwagenkarawanen vorbei. Die Leute (offenbar auch die Männer vollzählig) sahen sehr gut aus, reisten in kleinen Märschen und waren durch äußerst zahlreiche Gendarmen unter Führung von Offizieren geschützt.
Den größten der Züge begleitete ein hoher Beamter, der Mutessarif von Bajazid persönlich. Die Leute bezogen in der Ebene von Erzindjan ein Zeltlager und zogen nach etwa einer Woche weiter. Das Verdienst für diese sachgemäße Beförderung der Erzerumer Armenier hat offenbar der dortige Wali, Taxim-Bey. Es ist zu bedauern, daß die hiesige Lokalbehörde anders verfahren ist. Auch die Vorgänge in Trapezunt sollen nach guter Quelle nicht korrekt gewesen sein. Die Leute aus der dortigen Gegend kamen zu Fuß und mit wenig oder keiner Habe hier durch. Die wirtschaftlichen Folgen, die in der Heimat besonders interessieren müssen, sind noch nicht zu übersehen.
Die Beziehungen der Expedition zu Behörden und Bevölkerung sind sehr gut. Dagegen werden die Armenier uns mit der Verantwortung für das Geschehene belasten wollen.
Die wirtschaftlichen Folgen sind unübersehbar.