1909-04-22-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/R 13183
Zentraljournal: - -
Erste Internetveröffentlichung: 2009 April
Edition: Adana 1909
Telegramm-Abgang: 04/22/1909 04:15 PM
Telegramm-Ankunft: 04/22/1909 08:30 PM
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 42
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/23/2012


Der Reichskanzler (Bülow) an den Kaiser und König (Wilhelm II.)

Bericht



Nr. 42

Berlin, den 22. April 1909

Bei Abfassung meines Telegramms, worin ich Euerer Majestät huldreichen Entschliessung Absendung der „Hamburg“ anheimgestellt hatte, hatte beruhigendere Meldung Frhrn von Marschalls hier noch nicht vorgelegen. Zahlreiche und dringende Hülferufe waren uns ausser von Konsulaten, von Angehörigen gefährdeter Deutscher und aus Interessenten­kreisen zugegangen. Gefährdet waren insbesondere Ingenieure der Bagdadbahn, sowie deutsche Baumwollspinnereien in Adana mit ihren zahlreichen Angestellten. Auch von anderer, namentlich griechischer und französischer Seite waren wir auf bedrohliche Lage in Mersina und sonstigen Küstenorten aufmerksam gemacht worden. Griechische Regierung hatte schleunigste Entsendung von Kriegsschiffen nach Mersina angeregt.

Inzwischen werden Euere Majestät aus Meldung der „Loreley“ gnädigst entnommen haben, daß Gefahr noch andauert und Anwesenheit von Schiffen sehr erwünscht ist. Dies erhellt auch aus anderen Meldungen. Ich verhehle mir nicht, daß unsere Schiffe nicht mehr tun können und sollen, als in bedrohten Hafenplätzen moralischen Eindruck zu machen und flüchtige Deutsche aufzunehmen in Notfällen, die hoffentlich nicht eintreten. Blieben gefährdete Deutsche ohne Schutz, so würde nach meiner ehrfurchtsvollen Überzeugung Sympathie, Interesse und Begeisterung für Flotte dadurch beeinträchtigt werden, die so wesentlich zur Förderung des Flottenwerks Euerer Majestät beigetragen haben. Die jetzigen Maßnahmen, besonders Entsendung „Hamburg“, sind dankbar begrüßt worden. Ich hoffe zuversichtlich, daß die Lage sich bald so beruhigt, daß unsere Kreuzer zurückkehren können.

So begründet Euerer Majestät Verlangen ist, jede Schwächung der Flotte zu vermeiden, so scheint mir doch die Einbringung einer Nachtragsforderung, solange wie Dauer der Detachierung noch unbestimmt, nicht opportun. Im Reichstag sind vor nicht langer Zeit die Flottenforderungen einhellig & ohne Diskussion angenommen worden, was überall Eindruck gemacht hat. Jetzt Flottenerörterungen hervorzurufen, die bei Nachtragsforderung sicher zu erwarten sind, würde meines untertänigsten Erachtens schädlich wirken.

Ich veranlasse Admiral von Tirpitz zu eingehender Meldung an Euere Majestät über verwaltungsrechtliche Seite.


[Bülow]



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