Euerer Exzellenz beehre ich mich, anliegend zwei Exemplare der Schrift: „Quelques documents sur le sort des Arméniens en 1915" publié par le Comité de l'Oeuvre de secours 1915 aux Arméniens vorzulegen.1
In der Einleitung beschäftigt sich die Schrift mit der Broschüre von C.A. Bratter: die armenische Frage, die sie abtut als einen traurigen Beweis für die Verleumdereien Deutschlands, das es anscheinend nötig habe, sich zu entschuldigen dafür, dass es ein Bundesgenosse der Türkei sei. Ferner bringt sie einen kurzen Kommentar über die Antwort des Prof. Ragaz – Zürich auf die Anklagen Bratters. Der Hauptinhalt der Schrift sind Documente von Augenzeugen der Greuel der Türken. Zunächst wird ein Pfarrer aus Zeitoun vorgeführt, der ergreifend schildert, wie von den 10000 Einwohnern der Stadt 4000 durch das amerikanische Rote Kreuz gerettet wurden. Der zweite Augenzeuge, ein Schweizer, beschreibt den Abtransport der Vertriebenen von Zeitoun quer durch die cilizische Ebene. Als Dritte erscheint Miss Graffam, die die Kolonne der Protestanten, die von Sivas weggeschleppt wurden, begleitete. Ein Augenzeuge ohne Namen erzählt uns das Schicksal der Armenier von Cilizie und eine junge Armenierin die Tragödie von Marsovan. Die Reise der Deputierten von Harpout wird wiedergegeben von einer Frau, die nach Alexandrien in Aegypten gekommen ist und in den folgenden Kapiteln lesen wir ähnliche Berichte. Allen diesen Erzählungen ist kein grosser Wert beizumessen. Es scheint, als ob die Entente-Propaganda die Herausgabe der Bratterschen Broschüre als willkommenen Anlass benutzte, um die armenischen Greuel wieder den Schweizern in Erinnerung zu bringen. In Anbetracht dessen, dass in der armenischen Frage Deutschland als Verbündeter der Türkei selbst die Ostschweiz gegen sich hat und dass schlagende Beweise gegen die Entkräftung der Anklagen gegen die Türken nicht beigebracht werden können, halte ich eine Beantwortung der vorliegenden Dokumente nicht für nützlich. Umsomehr empfiehlt es sich, die schlechte Behandlung der Armenier seitens der Russen in den von den letzteren besetzten Gebieten des Kaukasus zum Gegenstand eifrigster Propaganda zu machen. Einige Veröffentlichungen des Ukrainischen Pressebüros, die von den meisten schweizerischen Blättern abgedruckt worden sind, haben in diesem Sinne sehr nützlich gewirkt.