Zur Lage entwickelte Seine Majestät im großen ganzen etwa die gleichen Ideen wie sein Minister der auswärtigen Angelegenheiten, allerdings unter erheblich stärkerer Betonung des festen Willens zur Neutralität bis zur äußersten Grenze, unter viel präzisierteren Äußerungen starken Mißtrauens in Aktionsfähigkeit der Triple-Entente und mit deutlicher Betonung des Umstandes, daß es schließlich sein Generalstab jederzeit in der Hand haben würde, die von der Entente gebotenen Unterlagen als unzureichend zu bezeichnen und zurückzuweisen
Trotz dieser im Grunde günstigen und vor allem jedem ausgesprochenen Abenteuer abholden Stimmung zeigt sich aber doch immer mehr, daß der Sieg über Venizelos nicht, oder doch nicht genügend ausgenutzt worden ist. Statt dem am 6. März geschlagenen Gegner das Gesetz zu diktieren, sind heute sowohl der König wie seine Regierung wieder dabei angelangt, mit Venizelos’ Ideen zu paktieren. Der König selbst stellt diese nicht gerade rühmliche Situation auch gar nicht in Abrede, sagte mir wiederholt, er sei besonders davon beeindruckt, daß selbst Feinde Venizelos - gemeint war sein Bruder der Prinz Georg - jetzt das politische Programm des früheren Ministerpräsidenten verträten.
Gegen Schluß warf der König, einigermaßen zögernd, die Frage auf, ob, wenn er wirklich in offenen Gegensatz zur Türkei gedrängt werden sollte, dieser Streitfall nicht auf die beiden Beteiligten beschränkt bleiben könnte, worauf ich erwiderte, daß ich nicht sähe, wie jener Sonderkonflikt aus dem Rahmen des großen europäischen Gesamtkonfliktes herauszulösen wäre.
Der König hat sich schließlich, sichtlich nachdenklich geworden, dieser Erkenntnis nicht verschlossen.