1915-02-12-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R 19954
Zentraljournal: 1915-A-05421
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 02/12/1915 01:30 AM
Telegramm-Ankunft: 02/12/1915 04:07 AM
Praesentatsdatum: 02/12/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 350
Zustand: A
Letzte Änderung: 10/23/2017


Der Botschafter in Konstantinopel (Wangenheim) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 350.

Pera, den 12. Februar 1915

Antwort auf Telegramm Nummer 265. {A 5042}

Die bisherigen Vorgänge am Suezkanal zeigen, daß die türkische Armee mit ihren gegenwärtigen technischen Hilfsmitteln zwar in der Lage ist den Kanal zu beunruhigen nicht aber Egypten erobern. Die nötigen schweren Kanonen, Pontons, Munition, Vorrichtungen für Wasserversorgung usw. können erst beschafft werden, wenn der Weg durch Serbien frei geworden ist. Sollte dies bis Ende März der Fall sein, so würde der Transport des Materials noch weitere 6 Wochen beanspruchen, sodaß die Operationen am Kanal höchstens Ende Mai beginnen könnten, also zu einer Zeit, wo die Hitze die Truppen aktionsunfähig macht. Die Entscheidungskampagne kann daher kaum vor November unternommen werden. Es wäre für die Türken äußerst vorteilhaft, wenn bis dahin eine Automobilstraße über den Taurus und die Eisenbahn über den Amanus fertiggestellt werden würden.

Ist indes der von Euerer Exzellenz vorausgesehene Fall eingetreten, daß Rußland und Frankreich niedergeworfen sind während England weiterkämpft, so würden voraussichtlich die bisher in Frankreich tätigen und dann frei gewordenen englischen Truppen weiter in Egypten verwendet werden. Einer derartig verstärkten englischen Armee in Egypten würden die Türken keinesfalls gewachsen sein sodaß die Eroberung des Landes nur mit Hilfe deutscher Truppen erfolgen könnte. Eine Verbindung Konstantinopel-Aleppo würde in diesem Fall noch dringender benötigt werden. Sie würde auch von höchster Bedeutung sein für die Operation zur Vertreibung der Engländer aus Basrah an der wir ein größeres und direkteres Interesse haben als an der egyptischen Expedition. Auch für die Unternehmungen gegen Südpersien wäre die Sicherstellung des Weges nach Aleppo von größter Wichtigkeit. Der Bau der Linie würde den Engländern vor Augen führen wie ernst unsererseits die Expedition gegen Egypten aufgefaßt wird.

Ich bin daher mit den deutschen Militärstellen hier der Meinung, daß die Aufmachung des Weges so schleunigst wie möglich in Angriff genommen werden sollte. Nach Eingang der Aufzeichnungen Rieses werden unsere Militärs die nötigen Anträge stellen.


[Wangenheim]



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