1916-05-29-DE-001
Deutsch :: de
Home: www.armenocide.net
Link: http://www.armenocide.net/armenocide/armgende.nsf/$$AllDocs/1916-05-29-DE-001
Quelle: DE/PA-AA/R 20074
Zentraljournal: 1916-A-14549
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Praesentatsdatum: 06/02/1916 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 262
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Botschafter in außerordentlicher Mission in Konstantinopel (Wolff-Metternich) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht


Pera, den 29. Mai 1916

Abschriftlich Seiner Exzellenz dem Reichskanzler Herrn von Bethmann Hollweg mit dem Hinzufügen vorgelegt, daß mir eine Veröffentlichung in unserer Presse nicht erwünscht erscheint.

P. Metternich
Anlage

Abschrift.

K.D. Konsulat J.Nr. 448


Damaskus, den 10. Mai 1916.

Am 7. d.M. trafen abends die bei Katia gefangen genommenen 21 englischen Offiziere mit ihrem Oberst und über zweihundert englische Soldaten hier ein. Diese wurden in einer Kaserne, jene in einem Hotel zweiten Ranges gut untergebracht. Am folgenden Vormittag wurden sie durch die ganze Stadt zu einem entfernt gelegenen Bade geführt. Voran fuhr der englische Oberst mit einem türkischen Offizier und auf dem Bock ein türkischer Soldat mit aufgepflanztem Bajonett. In zwei weiteren Wagen folgten ein Major und zwei Hauptleute. Die Uebrigen mußten zu Fuß und in Reih und Glied nachfolgen. Eine große Volksmenge ging mit, die sich auf Anweisung der Regierung ruhig verhielt. Am gleichen Abend wurden die Offiziere zu je zwei in einer Abteilung 2. Klasse mit der Eisenbahn nach Beirut gebracht, wo sie vier Stunden dem Volke auf den Strassen gezeigt und dann nach Damaskus wieder gebracht wurden. Der englische Oberst soll sich über diese öffentliche Vorführung beschwert haben. Im Uebrigen sollen die englischen Gefangenen gut behandelt und verpflegt werden.

Dschemal Pascha hat in geschickter Weise den englischen Dünkel gestraft und das Selbstbewußtsein der Eingeborenen gehoben.

Die englischen Offiziere sehen zum Teil gut aus und machen keinen deprimierten Eindruck. Den Soldaten hingegen, die noch junge Burschen sind, merkt man die Strapazen des Wüstenfeldzuges an.

Es würde vielleicht empfehlenswert sein, durch den Weg unserer Presse die hiesigen öffentlichen Vorführungen der englischen Offiziere und Soldaten in England bekannt zu geben, damit die stolzen Briten erfahren, wie ihr Prestige hier untergraben wird.


[Loytved Hardegg]

S.E. dem Kais. Botschafter Grafen von Wolff-Metternich Konstantinopel.



Copyright © 1995-2024 Wolfgang & Sigrid Gust (Ed.): www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved