1917-05-19-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R14096
Zentraljournal: 1917-A-16642
Erste Internetveröffentlichung: 2000 März
Edition: Genozid 1915/16
Praesentatsdatum: 05/22/1917 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 288
Zustand: B
Letzte Änderung: 04/02/2012


Der Botschafter in außerordentlicher Mission in Konstantinopel (Kühlmann) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht



Nr. 288
Pera, den 19. Mai 1917

Auf Erlass vom 6. d.M. Nr. 441.

Das hiesige American Bible House, das bisher die amerikanischen Hilfsgelder für die Türkei verwaltete und verteilte, hofft bestimmt, dass weder von amerikanischer noch auch von türkischer Seite der Fortführung des Liebeswerkes, das sich nicht nur auf die deportierten Armenier erstreckte, sondern auch anderen christlichen Bevölkerungselementen (Griechen, Syrer etc.) und den Muhammedanern zu Gute kam, keine Hindernisse in den Weg gelegt werden. In dieser Beziehung wird darauf hingewiesen, dass die amerikanische Hilfsaktion für die notleidende Bevölkerung in Belgien auch nach dem Bruche mit Deutschland unter neutraler Leitung ihren Fortgang nimmt und dass die hiesigen türkischen Behörden und speziell Talaat Pascha sich der Tätigkeit des Bible House gegenüber bisher wohlwollend verhalten haben. Übrigens sind seitens des Bible House bereits Verhandlungen angeknüpft worden, um eventuell, d.h. sobald die amerikanische Regierung die Verwendung der Hilfsgelder nach der Türkei gestattet und sofern kein anderer Weg sich bietet, diese über Holland oder Schweden hierher zu leiten. Im Augenblick verfügt das Bible House noch über genügend Fonds für etwa zwei Monate und hat hiervon noch in den letzten Tagen u.a. einen grösseren Betrag nach Aleppo überwiesen; bereits vorher hatte der dortige amerikanische Konsul Jackson bei seiner Abreise den Rest seiner Hilfsgelder an die Schwester Rohner abgegeben. Die Verwalter dieser Fonds (Mr. W. W. Peet, der inzwischen am 9. d.M. nach der Schweiz abgereist ist, und sein Nachfolger, Mr. Fowle) haben unter der Hand die Bitte ausgesprochen, dass die Kaiserliche Botschaft und die Kaiserlichen Konsulate in der Provinz ihnen in der bisherigen Weise die rein geschäftlichen Berichte der im Innern mit dem Hilfswerke betrauten Personen übermitteln möchten, und ich trage um so weniger Bedenken, dieser Bitte zu entsprechen, als es sich hauptsächlich um die Vermittelung der Korrespondenz mit Schweizer Staatsangehörigen, wie z.B. Schwester Rohner und Hr. Zollinger in Aleppo, handelt.

Durch Vorstehendes dürfte sich zunächst die Frage erledigen, ob und wie weit die Deutschen das amerikanische Hilfswerk für die Armenier übernehmen könnten; was aber die weitere Anregung des Herrn D. Axenfeld anbetrifft, auf Grund der bekannten Äusserungen Talaat Paschas die armenische Frage bei der Pforte zur Sprache zu bringen, so glaube ich nach wie vor, dass solche Schritte ebensowenig Erfolg haben werden wie die wiederholten dringenden Vorstellungen, die von meinen Vorgängern erhoben worden sind; immerhin werde ich, sobald sich eine passende Gelegenheit dazu findet, versuchen, in dem gewünschten Sinne auf die massgebenden Stellen einzuwirken.


Kühlmann

[Notiz Tiedemann 5.6.]


Dir. Axenfeld könnte im Anschluss an das Schreiben vom 6. Mai A 13808 [Dok. 1917-04-27-DE-001.] mündlich vom Inhalt des Berichts No 288 aus Pera Kenntnis gegeben werden.
[Notiz Göppert 11.6.]

Herrn Dir. Axenfeld sind die vorstehend angegebenen Mitteilungen gemacht worden.



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