1915-11-24-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R 20194
Zentraljournal: 1915-A.S.-5851
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Praesentatsdatum: 11/25/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 80
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der AA-Vertreter im Großen Hauptquartier (Treutler) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht


Gr. Hauptquartier Ost, den 24. November 1915

Seine Majestät der Kaiser hat heute folgendes Telegramm an die Gesandtschaft Athen gesandt:

„Für Seine Majestät den König.

Herzlichen Dank für Dein Telegramm und das darin ausgesprochene Vertrauen. Du kannst überzeugt bleiben, dass meine Gedanken und meine innigsten Wünsche in dieser ernsten Zeit oft bei Dir sind. Ich verkenne keinen Augenblick die Schwierigkeiten, von denen Du umgeben bist, aber ich glaube, dass der Inhalt Deiner Gespräche mit Denys Cochin und Kitchener, die Herr von Falkenhausen in Deinem Auftrage an General von Falkenhayn übermittelte, ungefähr den Standpunkt präzisieren, dessen Einhalten auch mir der einzig richtige und den gewünschten Erfolg versprechende erscheint: Wenn du keinen Zweifel lässt, dass die Ententetruppen - von serbischen Truppen kann kaum mehr die Rede sein - auf griechischem Boden keine Operationsbasis gegen die Kaisermächte oder Bulgarien etablieren, sondern nur zurückkehren dürfen, um gleich abzufahren, so wird das seinen Eindruck nicht verfehlen. Freilich verstehe ich in diesem Zusammenhange nicht, warum Du an Demobilisierung denkst. Ich fürchte, dass diese Maßregel den Ententemächten sehr gelegen sein würde, da sie dann mit einem Schlage von der Sorge um ihre gelandeten Truppen befreit wären und sich sofort neue schwere Übergriffe gegen Dein Land herausnehmen könnten, als sie jetzt schon wagen.

Ich möchte Dir auf das entschiedenste raten, Dich nicht der Waffe zu berauben, welche die skrupellosen Verächter Eurer Neutralität von dem Äußersten zurückhält.

Mit herzlichen Grüßen Dir und Sophie

Wilhelm.“


Treutler



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