1914-11-23-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/R 22403
Zentraljournal: 1914-A.H.-2505
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 11/23/1914 03:11 PM
Telegramm-Ankunft: 11/23/1914 06:15 PM
Praesentatsdatum: 11/24/1914 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 1147
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt (Zimmermann) an das Große Hauptquartier (Jagow)

Telegraphischer Bericht



Nr. 1147.

Berlin, den 23. November 1914

Ich hatte unter dem 19. d.M. folgende Instruktion nach Konstantinopel gerichtet:

„Berlingske Tidende meldet aus London: ein amerikanischer Kreuzer einlief in Smyrna, um mit der Obrigkeit über die Beschützung der christlichen Bevölkerung zu verhandeln. Die Forts eröffneten das Feuer und zwangen den Kreuzer umzuwenden. Der Kapitän bestand darauf, er habe Order seiner Regierung, in Smyrna einzulaufen und werde die Order ausführen.“

Freiherr von Wangenheim antwortet darauf unter No. 1411:

„Obwohl nach einer Bestimmung des hiesigen Marineministeriums der Hafen von Smyrna während des Kriegszustandes völlig geschlossen ist (cfr. Tel. 1308) versuchte der Kapitän eines amerikanischen Kreuzers mit seinem Chefboot in den Hafen einzulaufen, angeblich um dem Vali einen Besuch abzustatten. Das Fort gab jedoch 3 Schüsse ab und zwang das Boot umzuwenden. Daraufhin ließ der Kapitän dem Vali das Bombardement der Stadt androhen; gleichzeitig benachrichtigte er den hiesigen amerikanischen Botschafter von dem Vorfall. Herr Morgenthau gab dem Kapitän den Befehl unverzüglich nach Chios zu fahren und machte seiner Regierung hiervon Mitteilung. Dann hatte er, wie er mir sagte, eine längere Unterredung mit Talaat Bey, der behauptete, der erste Schuß sei nach den ihm zugegangenen Informationen ein blinder gewesen und das Boot habe genügend Zeit gehabt, vor dem zweiten Schuß anzuhalten und umzukehren. Türkei wird deshalb eine offizielle Entschuldigung verweigern. Mein amerikanischer Kollege hofft die Angelegenheit auf gütlichem Wege beizulegen. Sachlich dürfte die amerikanische, der Form nach die türkische Regierung im Recht sein.“

Marineressorts informiert. Botschafter Gérard verständigt.


[Zimmermann]



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