1915-05-31-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R14086
Zentraljournal: 1915-A-17493
Erste Internetveröffentlichung: 2000 März
Edition: Genozid 1915/16
Telegramm-Abgang: 05/31/1915 06:30 PM
Telegramm-Ankunft: 06/01/1915 04:30 AM
Praesentatsdatum: 06/01/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 1268
Zustand: A
Letzte Änderung: 04/22/2012


Der Botschafter in Konstantinopel (Wangenheim) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 1268

Pera, den 31. Mai 1915

Enver Pascha beabsichtigt zur Eindämmung armenischer Spionage und um neuen armenischen Massenerhebungen vorzubeugen, unter Benutzung Kriegs-(Ausnahme-) Zustandes eine große Anzahl armenischer Schulen zu schließen, armenische Zeitungen zu unterdrücken, armenische Postkorrespondenz zu untersagen und aus den jetzt insurgierten armenischen Zentren alle nicht ganz einwandfreien Familien in Mesopotamien anzusiedeln. Er bittet dringend, daß wir ihm hierbei nicht in den Arm fallen.

Natürlich werden die türkischen Maßnahmen in der gesamten uns feindlichen Welt wieder große Aufregung verursachen und auch gegen uns ausgebeutet werden, speziell wird Amerika in seinen vielen armenischen Schulen getroffen werden. Auch bedeuten die Maßnahmen gewiß eine große Härte für die armenische Bevölkerung. Doch bin ich der Meinung, daß wir die Maßnahmen wohl in ihrer Form mildern aber nicht grundsätzlich hindern dürfen. Die von Rußland genährte armenische Wühlarbeit hat Dimensionen angenommen, welche den Bestand der Türkei bedrohen.

Bitte Professor Lepsius und andere deutsche armenische Komitees entsprechend verständigen, daß erwähnte Maßnahmen bei der politischen und militärischen Lage der Türkei leider nicht zu vermeiden.

Habe Konsulate Erzerum, Mossul, Adana, Aleppo, Bagdad vertraulich informiert.


[Wangenheim]


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