1914-09-19-DE-003
Deutsch :: de
Home: www.armenocide.net
Link: http://www.armenocide.net/armenocide/armgende.nsf/$$AllDocs/1914-09-19-DE-003
Quelle: DE/PA-AA/R 22402
Zentraljournal: 1914-A.H.-1053
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 09/19/1914 11:45 PM
Telegramm-Ankunft: 09/20/1914 05:05 AM
Praesentatsdatum: 09/20/1914 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 480
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt (Zimmermann) an das Große Hauptquartier (Jagow)

Telegraphischer Bericht



Nr. 480.

Berlin, den 19. September 1914

Antw. auf Tel. Nr. 166.

Transportfrage wird von hier seit Wochen unausgesetzt in Bukarest betrieben. Zuletzt telegraphierte ich 14. September:

„Inhalt der Extrazüge Krupps ist derart verpackt, dass er nicht zu erkennen ist. Empfängerin ist nicht angeblich sondern tatsächlich die Türkei, ein neutraler Staat. Wir können daher nicht einsehen, inwiefern Durchfahrt der Züge agitatorisch gegen den König oder die Regierung ausgenutzt werden sollte. Anhalten der Transporte vor rumänischer Grenze würde unseren Firmen und der Türkei empfindliche Ungelegenheiten bereiten. Wir erwarten, dass Herr Bratianu auf Verlangen nicht besteht, sondern schnellen Durchtransport ermöglichen wird, auch wenn Züge mehr als acht Waggons umfassen. Bei einigem guten Willen und richtiger Ausnutzung der Nächte muss Aufgabe lösbar sein.

Ganz abgesehen von Extrazügen Krupps würde Festhalten an geforderter Staffelung zu 8 Waggons völlige Stockung der Transporte und unhaltbare Zustände hervorrufen. Morgen abgehen von Budapest 100 Waggons für Türkische Regierung bestimmter Patronen aus Karlsruhe. Auch ihre Verpackung lässt Inhalt nicht erkennen. Absender und Abgangsort sind verschwiegen. Deklaration ist mit erheblichen Opfern an Zeit, Arbeit, Geld rumänischen Wünschen angepasst worden. Völlig unannehmbar wäre, wenn dortige Regierung nachträglich auch auf diese Sendung Staffelungsprinzip anwenden wollte, das die Durchfahrt angesichts unterwegs befindlicher sonstiger Transporte unabsehbar verzögern würde.

Bitte Angelegenheit im vorstehenden Sinne freundschaftlich und nachdrücklich mit Herrn Bratianu besprechen. Zeigt sich dieser unzugänglich, wollen Euere Exzellenz die rumänischen Schikanen mit Hülfe Roselius’ durch Bestechung beseitigen.“

Hierauf antwortete Graf Waldburg unter Nr. 318:

„Herr Bratinau hat die Durchfuhr des Extrazuges sowie Aenderung an der Staffelung zu 8 Waggons abermals trotz meiner eindringlichsten Vorstellungen abgelehnt, unbestreitbar wieder unter Berufung auf herrschende Stimmung. Ich habe dem Ministerpräsidenten vorgehalten, dass wir alles getan hätten, um uns seinen Wünschen anzupassen, dass es aber nicht angängig wäre, nur 8 Waggons durchzulassen. Zudem sei es doch gänzlich gleichgültig, wenn statt 8 mehr Waggons durchgelassen würden. Im Übrigen sei Rumänien völkerrechtlich berechtigt, an neutrale Staaten Kriegsmaterial transitieren zu lassen. Herr Bratinau verharrte aber auch diesen Argumenten gegenüber bei seiner intransigenten Haltung. Ich habe mit Roselius vereinbart, dass er den Versuch unternehmen will, beim Generaldirektor der Eisenbahnen auf Beschleunigung der Durchfuhr zu dringen mit der Begründung, dass hierdurch Waggons für seine Lieferfrist nach Deutschland rascher frei würden. Eventuell würde Roselius für jeden rascher beförderten Waggon einen gewissen Betrag aussetzen.“


[Zimmermann]



Copyright © 1995-2024 Wolfgang & Sigrid Gust (Ed.): www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved