1915-05-20-DE-004
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Quelle: DE/PA-AA/R 20185
Zentraljournal: 1915-A.S.-2462
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 05/21/1915 12:45 AM
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 987
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts (Jagow) an Botschafter in Konstantinopel (Wangenheim)

Telegraphischer Erlaß



Nr. 987.

Berlin, den 20. Mai 1915

Abschrift.

Militärattaché von Leipzig hat am 19. an General von Falkenhayn im Namen Envers telegraphiert, daß dieser in Ausnützung politischer Siege wirksamere Hilfe für Türkei erblicke als in sofortigem Einsetzen der Aktion gegen Serbien.

Heute hat Enver telegraphiert, daß Operation gegen Serbien wichtigste Lebensfragen der Türkei berühre. Halil Bey drängt fortgesetzt auf schleunigen Beginn der Aktion gegen Serbien und sagt, daß Ministerrat in Konstantinopel diese für Ausharren der Türkei im Kampfe als unerläßlich ansieht.

Heeresleitung steht zwischen Entschluß eines sofortigen Vorgehens gegen Italien oder der Aktion gegen Serbien. Baron Conrad wünscht erstere und will Aktion gegen Serbien nur unternehmen, wenn Cooperation Bulgariens gesichert ist. Bulgarien, speziell König Ferdinand, zaudert entsprechende Zusage zu geben und weicht unserer Bitte aus, einen bulgarischen Offizier in unser Hauptquartier behufs Besprechung des Feldzugplanes gegen Serbien zu senden.

Offenbar will Bulgarien sich nicht kompromittieren. Ohne bulgarische Cooperation und damit österreichische Teilnahme, nur mit deutschen Truppen, ist aber Aktion gegen Serbien jetzt militärisch nicht möglich.

Bitte Drahtäußerung über dortige Lage und Auffassung. Kann Türkei Krieg fortsetzen, auch wenn Aktion gegen Serbien und Freimachung des Weges noch hinausgeschoben wird?


[Jagow]



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