1916-10-16-DE-003
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Quelle: /PA-AA/R 20108
Zentraljournal: 1916-A-31477
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 11/15/1916 09:00 AM
Telegramm-Ankunft: 11/21/1916 01:55 AM
Praesentatsdatum: 11/21/1916 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 597
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Athen (Mirbach) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Athen, den 16. Oktober 1916

aufgegeben Skadra, den 15. November 1916


Geheim.

Fassung militärischen Telegramms 430 vom 15. Oktober, bei dessen Redaktion Oberst Metaxa stark die Feder haben dürfte, muß den Eindruck erwecken, als ob Verlegung des Hofes pp. nach Larissa und, im weiteren Verlauf, kriegerische Stellungsnahme an unserer Seite als leidlich sichere Faktoren in Rechnung gestellt werden könnten.

Demgegenüber muß ich wiederholt (cfr. Telegramm 594) der Ansicht Ausdruck geben, daß der psychologische Moment für eine Rückwärtskonzentrierung nach Larissa wohl bereits verpaßt sein dürfte.

Es mag noch gelingen, die Königliche Familie nach Larissa gelangen zu lassen: Gebrauchsfähige staatliche und militärische Organisationen werden sich aber nach der seitens der Entente jetzt erfolgten Bahnkontrolle höchstens nur sehr notdürftig herstellen lassen.

Ferner glaube ich, nach wie vor den Standpunkt vertreten zu können, daß Seine Majestät der König Constantin uns vermöge seiner Neutralität einen wenn auch anscheinend negativen, so doch reelleren Dienst leistet, als wenn er plötzlich mit zahlenmäßig unzureichenden, höchstens halb schlagfertigen und eventuell nicht ganz willigen Truppen auf unsere Seite tritt.

Denn, wie ich die Dinge sehe, würde letzteren Falls die militärische Mitwirkung des innerlich zwiegespaltenen Griechenland doch nicht allzu schwer zu unseren Gunsten ins Gewicht fallen; andererseits aber müßten wir uns fernerhin bei Friedensschluß auf eventuell recht unbequeme und vielleicht schwer zu begleichende Gegenrechnungen Griechenlands gefaßt machen.

Von all diesem abgesehen habe ich auch bis auf weiteres keinen Grund zur Annahme, daß Seine Majestät der König sich mit dem Gedanken entschiedener Parteinahme zu unseren Gunsten trägt.


[Graf Mirbach]



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