1915-04-11-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R 20182
Zentraljournal: 1915-A.S.-1580
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 04/11/1915 12:03 PM
Telegramm-Ankunft: 04/12/1915 01:33 AM
Praesentatsdatum: 04/12/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 857
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Botschafter in Konstantinopel (Wangenheim) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 857.

Pera, den 11. April 1915.

Für General v. Falkenhayn.

Im Anschluß an meine Telegramme von Sofia vom 8. und 9. April.

König Ferdinand und Radoslawow haben sich vorgestern abend Besuchern gegenüber sorgenvoll über Haltung Italiens geäußert, nachdem italienischer Gesandter in Sofia dem Ministerpräsidenten eine offiziell aussehende Mitteilung über angebliches Scheitern österreichisch-italienischer Verhandlungen und Abschwenken Italiens zur Tripleentente gemeldet habe. Beide sind stets geneigt aus solcher Veränderung der Lage gleich ein Eingreifen Rumäniens auf russischer Seite zu folgern. Vielleicht geschah es auch im Hinblick auf jene italienische Mitteilung und die Möglichkeit daß selbst Triest den Österreichern verloren gehen könne, daß der König mich durchaus überzeugen wollte, daß wir jetzt Salonik nehmen und behalten müßten, „um wenigstens dort eine Pforte und einen Stützpunkt am Mittelländischen Meer zu haben.“ Der König äußerte sich sehr bitter über die Untätigkeit der österreichischen Flotte die, obgleich keine nennenswerten feindlichen Seestreitkräfte mehr in der Adria vorhanden seien, in Pola die Zeit vergeude und nicht einmal die unwiederbringliche Chance, die Ententeflotte nach der Dardanellenschlacht des 18. März im Rücken anzugreifen, wahrgenommen habe. Von General Pau und seiner ritterlichen Art, von seiner Majestät dem Kaiser, der deutschen Armee und ihren Führern zu sprechen war der König des Lobes voll. General Pau hat dem König erklärt, daß es eine absolute Unmöglichkeit sei, die deutsche Linie zu durchbrechen und die Deutschen von französischem Boden zu vertreiben. Über Großfürst Nikolai hat Pau sich äußerst gereizt geäußert, sodaß es dem König schien, als ob es zwischen dem französischen General und den russischen Führern zu Differenzen gekommen sei. In Rumänien hat Pau Offiziere, welche despektierliche Ausdrücke gegen uns speziell gegen Seine Majestät den Kaiser brauchten, scharf zurecht gewiesen. Sprache und Agitationsweise des Generals Paget hatten den König geradezu degouttiert. Leipzig.


[Wangenheim]



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