1918-01-21-DK-001
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Quelle: DK/RA-UM/Gruppeordnede sager 1909-1945. 139. D. 1., ”Tyrkiet – Indre Forhold,” pakke 2, Jan. 1917-Jan. 1919.
Erste Internetveröffentlichung: 2010 August
Edition: Dänische diplomatische Quellen
Telegramm-Abgang: 01/21/1918
Telegramm-Ankunft: 02/02/1918
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: No. 11
Übersetzung: Michael Willadsen
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/23/2012


Der Gesandte in Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an den Außenminister (Erik Scavenius)

Bericht



Nr. 11

Konstantinopel, den 21. Januar 1918.

Vertraulich.

Herr Außenminister,

In meiner Depesche vom 17. dieses Monats hatte ich die Ehre zu berichten, dass viele türkische Beamte und Politiker von Talaat Paschas Gruppe, Djambolet Bey, Carace Effendi, Husseïn Djahid Bey und mehrere andere Mitglieder des Komitees, dieser Tage von hier nach Berlin abgereist sind, ein Umstand, der wie ich vermutete, im Zusammenhang stand mit der Notwendigkeit für die Türken, zur Lösung der Ernährungsfrage deutsche Hilfe zu bekommen.

Ein normalerweise gut unterrichteter türkischer Bekannter von mir erzählt mir jedoch heute, dass der Grund für diese plötzliche Abreise ein anderer ist.

Mein Informant glaubt, dass es dem in meinen Berichten bereits mehrfach erwähnten ihm bekannten Oberst im türkischen Heer, Mustafa Kemal, der vor Kurzem den Thronfolger nach Deutschland begleitete, gelungen ist, im Geheimen eine neue gegen die Deutschen und Enver Pascha gerichtete politische militärisch-nationalistische Partei zu gründen, der sich viele hochrangige Offiziere und die meisten Mitglieder des Komitees und der Abgeordnetenkammer angeschlossen haben.

Talaat Pascha soll in Berlin von dieser Neugründung erfahren haben, die ihm vielleicht nicht so fremd ist, wie es auf den ersten Blick erscheinen könnte, und er hat sofort seine Anhänger und Vertrauten nach Berlin zur Konferenz einberufen.

Wie es sich tatsächlich verhält, weiß ich noch nicht.

Die Mitteilungen meines Informanten sind vielleicht übertrieben oder voreilig, aber sicher ist, dass, seitdem Enver Pascha an Ansehen verloren hat, viele Verschwörungen im Heer gegen ihn aufgedeckt worden sind, und es ist wahrscheinlich, dass das Parlament und das Komitee nicht bereitwillig für die allernötigsten Bewilligungen zur Fortsetzung des Krieges stimmen werden, solange er Kriegsminister und Zweiter Generalissimus ist, es sei denn, dass er in der Zwischenzeit mit seiner Kriegsführung mehr Erfolge als bisher hat, zumal seine letzte Erklärung in der Abgeordnetenkammer - wie seinerzeit berichtet - nicht gut aufgenommen wurde.

Enver Paschas va-banque-Politik hat für seine Landsleute nichts Verlockendes mehr, da sie sehen, dass die Ergebnisse, die er ihnen in Aussicht gestellt hat, ausbleiben, und nach Meinung Vieler sind seine Tage gezählt.

Mit vorzüglicher Hochachtung verbleibe ich, Herr Minister, Ihr ergebenster


[Wandel]



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