Zur d.ä. Depesche vom 9.l.[letzten] Mts. No. 3.
Seit Mittwoch [Anmerkung Mordtmann: d.h. seit dem Tage der Demarche bei Muchtar bey 8.3.] 9. l[aufenden] Mts. wird Herr Vartaressian nicht mehr belästigt. An diesem Tage erhielt er die letzte Aufforderung des Polizeichefs sich bis Mittag zu entscheiden.
Die Angelegenheit Vartaressian ist karakteristisch für die Art und Weise, wie heute noch die türk. Behörden - meiner Empfindung nach unter einem furchtbaren Druck des Komités - arbeiten.
Am Tage nach Erhalt der Depesche des Inhaltes, dass Öftersgenannter unbehelligt gelassen sein sollte, erhielt er den bereits mitgeteilten Drohbrief. Der Direktor der Orientbank ging über meinen Rath zum Vali, um ihn von der Sache zu informieren und um Schutz für seinen Beamten zu fordern. Der Gouverneur erklärte, die Intervention des Direktors nicht anzuerkennen, verweigerte das Versprechen Vartaressian zu schützen und bestand immer nur darauf, dass dieser allein zur Polizei hätte gehen sollen, um die Anzeige über den Vorfall zu erstatten. Es ist klar, dasss wenn Vartaressian das getan hätte, er nie mehr freigelassen worden wäre, resp. man hätte ihn nur dann laufen lassen wenn er Mohammedaner geworden wäre. Die Aufforderungen der Polizei an Vartaressian seinen Glauben zu ändern, endeten erst Mittwoch, den 9. früh.
Die Armenierausweisungen fanden am 1. und 2. l. Monats statt. Die vom Vilayet der Surêté Générale am 7. l. Mts. gemachte Mitteilung, dass keine Armenier deportiert würden, ist nur insofern richtig als es an diesem Tage keine Armenier mehr gab. Ungefähr 40 Familien waren ausgewiesen, der Rest, gegen 200 Menschen war bis zum 6. l[aufenden] Mts. bereits gezwungen zum Islam übergetreten.
Heute gibt es hier nur mehr die Familie des in Frage stehenden Herrn und einige Kinder in der österr. Schule, die Armenier geblieben sind.
[Verfügung Mordtmann 18.3.]
[Notiz Mordtmann]