1915-02-28-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/R 19960
Zentraljournal: 1915-A-7403
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 02/28/1915 12:35 AM
Telegramm-Ankunft: 02/28/1915 04:15 AM
Praesentatsdatum: 02/28/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 481
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Botschafter in Konstantinopel (Wangenheim) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 481.

Pera, den 28. Februar 1915

Markgraf Palavicini und ich sind nach reiflicher Überlegung zu der Überzeugung gelangt, daß wir unseren Regierungen nicht empfehlen können, uns einer eventuellen Aufforderung der türkischen Regierung den Sultan nach Kleinasien zu begleiten Folge leisten zu lassen.

Gründe: 1. Enver und Talaat Bey, die Hauptstützen des Widerstands à outrance, verbleiben in Konstantinopel und bedürfen vielleicht des Rückhalts an uns. 2. Unsere Abreise würde die Kolonien beunruhigen, denen wir in der Stunde der Gefahr nahe sein möchten. 3. Falls es zu einer Spaltung zwischen Enver und Talaat Bey einerseits und dem Rest der Regierung andererseits kommt oder falls sich eine neue Regierung hier bilden sollte, so könnte uns die Regierung in Kleinasien als Geiseln zurückbehalten. 4. In Kleinasien würden wir gänzlich von dem Verkehr mit unseren Regierungen abgeschnitten werden. 5. Keiner der übrigen diplomatischen Vertreter verläßt Konstantinopel.

Solange der Verkehr nach Kleinasien nicht ganz unterbunden ist, können wir durch zeitweise kurze Besuche am Hoflager die Verbindung mit dem Sultan erhalten. Wir vorschlagen, an den Sitz der fliehenden Regierung eventuell Botschaftsvertreter zu delegieren. Für uns käme Geheimrat Göppert in Betracht.


[Wangenheim]



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