1915-12-06-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/R 20032
Zentraljournal: 1915-A-35256
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 12/06/1915 03:20 AM
Telegramm-Ankunft: 12/06/1915 11:58 AM
Praesentatsdatum: 12/06/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 680
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der AA-Vertreter im Großen Hauptquartier (Treutler) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Tarnow Gal, den 5. Dezember 1915

Ich habe Telegramm 1756 soeben an Herrn von Falkenhayn gegeben. So sehr er bedauert, daß die Situation für den König immer schwieriger werde, so fest bliebe er bei seiner Ansicht, die ich militärisch verstehe, daß ein Aufhalten der Bulgaren auf die Dauer nicht denkbar ist. Ich bedauerte, daß Falkenhayn nicht noch mehr in der Lage war, den König und Metaxa über die Situation aufzuklären, einesteils durch die Verzögerung der Telegramme, andererseits weil er über unsere Kräfteverteilung nicht voll orientiert war. Das erstere ist freilich Force majeure und was das zweite anbetrifft, so meinte Herr von Falkenhayn, daß es ausgeschlossen sei, diese letzten Geheimnisse preiszugeben. Ich erinnerte ihn daran, daß ich ähnliches Telegramm wie das jetzige vorausgesagt hatte. Er hatte mir schon damals völlig recht gegeben, aber immer erklärt, daß das Verlangen des Königs militärisch unmöglich sei. Ein Novum und zwar ein sehr unangenehmes ist nur die Behauptung, daß der König eintretendenfalls auch auf die Armee nicht zählen könnte.

Die Hoffnung auf eine günstige Lösung, d.h. die Möglichkeit, daß der König seine Neutralitätspolitik fortsetzt, scheint nur dann gegeben, wenn die pessimistische Beurteilung der Armeestimmung nicht richtig oder wenigstens übertrieben ist, oder wenn es gelingt, die Grenzüberschreitung der Bulgaren solange hintanzuhalten, bis unsere Truppen auch in größerer Anzahl da sind oder bis die bulgarisch-griechischen Verhandlungen ein Ergebnis gezeitigt haben, dessen Veröffentlichung dem König ermöglichen würde, die Bulgaren ins Land zu lassen, ohne daß die befürchteten Gefahren entstehen. Zu diesem Zwecke wird der General von Falkenhayn noch heute Nacht dringend an Jekow drahten, daß kein vorzeitiges Überschreiten der Grenze stattfindet. Er wird außerdem an Falkenhausen so telegraphieren, daß dieser die schiefen Anschauungen des Königs und Metaxas noch wirksamer bekämpfen kann.

Euerer Exzellenz darf ich anheimstellen, durch Herrn Theotoki und Graf Mirbach im gleichen Sinne zu wirken, zu welchem Ende ich Euerer Exzellenz Abschrift des Herrn von Falkenhaynschen Telegramms an Falkenhausen gleichzeitig sende. Vielleicht würde die Zuspitzung der Lage auch in Sofia benutzt werden können, um das Zustandekommen der bulgarisch-griechischen Verständigung zu fördern; jedenfalls wäre es gut, Graf Mirbach sofort zu fragen, wie er die Stimmung im Lande und in der Armee beurteilt.


[Treutler]


[Jagow an Sofia (Nr. 1198)]

Vertraulich.

Trotz bester Dispositionen des Königs Konstantin ist nicht ausgeschlossen, daß beim Einmarsch bulgarischer Truppen in Griechenland Stimmung Oberhand gewinnt und den König zum Mitgehen mit der Entente zwingt. Das könnte auch Rumänien ungünstig beeinflussen. Bitte daher nach Möglichkeit darauf hinzuwirken daß vor Überschreitung der griechischen Grenze militärische Verständigung zwischen Bulgarien und Griechenland erfolgt.



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