1915-10-21-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R 20193
Zentraljournal: 1915-A.S.-5408
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 10/21/1915 07:39 PM
Telegramm-Ankunft: 10/22/1915 09:45 AM
Praesentatsdatum: 10/22/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 640
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Sofia (Michahelles) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Sofia, den 21. Oktober 1915

Antwort auf Telegramm Nr. 997 {A.S. 5364}.

Geheim.

Eine dauernde und aufrichtige Verständigung zwischen Bulgarien und Griechenland halte ich nicht für erreichbar, wenn als Bedingung der Verzicht Bulgariens auf Kavala gestellt wird. Man hält hier daran fest, daß vor dem zweiten Balkankriege bei Besprechungen über die Abgrenzung der beiderseitigen Interessenssphären auch griechischerseits die Struma-Grenze als Grundlage akzeptiert worden war. Außerdem hat die Entente den Erwerb von Kavala so oft in Aussicht gestellt, daß keine Bulgarische Regierung die Verantwortung für einen endgültigen Verzicht übernehmen würde. Bulgarien braucht eben dringend einen Ausfuhrhafen am Ägäischen Meer, Dedeagatsch hat nur eine flache offene Reede und aus Porto Lagos kann erst mit erheblichen Kosten und durch langwierige Bauten ein brauchbarer Hafen geschaffen werden. Die Bulgarische Regierung mag aus Zweckmäßigkeitsgründen Kavalafrage vorläufig ruhen lassen, aber sie wird bei der ersten sich bietenden Gelegenheit darauf zurückkommen umsomehr als Bulgarien überzeugt ist, militärisch weit stärker zu sein als Griechenland.

Meines Erachtens wird eine wirkliche, Dauer versprechende Aussöhnung zwischen beiden Völkern nur dann erzielt werden, wenn Griechenland Kavala abtritt und durch Gebietserwerb in Albanien oder durch Inseln im Ägäischen Meer, Rhodos oder Cypern entschädigt wird.


[Michahelles]



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