1916-09-10-DE-003
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Quelle: /PA-AA/R 20098
Zentraljournal: 1916-A-24654
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 09/11/1916 09:16 PM
Telegramm-Ankunft: 09/12/1916 01:30 AM
Praesentatsdatum: 09/12/1916 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 417
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Sofia (Oberndorff) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Sofia, den 10. September 1916

Der deutsche Nachrichtenoffizier Xanti übermittelt soeben folgende Mitteilung des Attachés der österreichisch-ungarischem Gesandtschaft Athen von Barcza, der Athen am 7. September abends verlassen und über Cavalla in Xanti eingetroffen:

„Am 2. September übermittelte die Entente unter gleichzeitiger Demonstration von 60 französischen Kriegsschiffen und einer Transportflotte von angeblich 20000 Mann der griechischen Regierung folgende Bedingungen zur sofortigen Erfüllung:

1) Kontrolle des gesamten Post- und Telegraphenwesens in Griechenland durch die Entente und Besetzung der drahtlosen Stationen durch Ententebeamte.

2) Ausweisung von Angehörigen der Zentralmächte gemäß einer von der Entente aufgestellten Liste, die zunächst 60 Personen umfaßte.

3) Die griechische Regierung muß auf Befehl der Entente griechische Staatsbürger jederzeit unter Anklage stellen (Spionage usw.) die Liste dieser Leute war bis zum 7. abends noch nicht veröffentlicht.

Diese Note wurde glatt von der griechischen Regierung angenommen. Die Telegramme der Gesandtschaft usw. wurden den Absendern sofort wieder zurückgegeben, sodaß von nun ab eine Verbindung nicht mehr möglich ist. Am Tage der Überreichung der Note wurden sämtliche Schiffe der Zentralmächte, die sich in den Häfen Griechenlands befanden, von der Entente beschlagnahmt, Mannschaften gefangen genommen. Die Gesandte der Zentralmächte haben energisch aber erfolglos protestiert. In Athen wurden zahlreiche Verhaftungen durch Zivilagenten der Entente vorgenommen. U.a. Hoffmann, der nach Malta gebracht wurde. Truppen hat jedoch die Entente bis 7. abends nicht gelandet. Den Gesandten wurde von der Entente die Sicherheit des diplomatischen Personals und der Archive garantiert. Das Kabinett ist noch das alte. Der König befindet sich in Athen, soll aber krank und deprimiert sein. Der König hat erklärt, daß er die Neutralität nicht verlassen werde. Die Königin hat dies der deutschen Gesandtschaft mitgeteilt. Eine Prognose für die Zukunft ist nach Ansicht Herrn von Barcar schwer aufzustellen, Volk will den Krieg nicht. König und Zaimis ebenfalls einigermaßen für uns sicher, jedoch für den Fall eines neuen noch schwereren Ententegewaltaktes bei der sehr deprimierten Stimmung des Königs vielleicht doch ein Nachgeben zu erwarten. Venizelos zur Zeit nicht am Ruder. Große Demonstration gegen ihn hat stattgefunden, organisiert von den Gunaristen. Diese Demonstration war stärker als die vorhergehende venizelistische.

Die 11. Division in Salonik hat für den König demonstriert, worauf sie Sarrail entwaffnet hat. Neuer Generalstabschef Moschopoulos ist zwar Ententist, aber zeigt sich in Athen als absolut königsgtreu. Der Rest der Mitglieder des Generalstabs nach wie vor uns zugetan. Moschopoulos hat zugesagt, daß innerhalb des Generalstabs keine weiteren Veränderungen stattfinden. Die Wahlen wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.

Die etwa 60 Ausgewiesenen sind gleichzeitig mit Herrn Barcza in Cavalla gelandet. Darunter Schenk und Kaufmann.


[Oberndorff]



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